Die Zeit von 1980-1989
1980
Erste Teilnahme am internationalen Pfingstlager “Intercamp”
Wir die Pfadfindertrupps der Sippe Elch und Gemse fuhren mit dem Zug nach Köln (eigentlich waren wir ja schon Rover, aber weil wir diesen Zustand einfach für uns ablehnten, sind wir eigentlich nur mit den damals noch rostroten Pfadfinder-Halstüchern herumgelaufen). In Wahn wurden wir von der belgischen Armee mit einem Bus abgeholt und sind zum Intercamp-Lagerplatz gefahren. Es war unsere erste Begegnung mit einem internationalen Großlager (ca. 3000 Jufis und Pfadis). Unser Subcamp Chief war Don Johnson, vom amerikanischen Troop 56 aus Sembach. Mit ihm schlossen wir damals Freundschaft und haben in der Folge einige Lager zusammen verbracht. Seine Gruppe hat uns u.a. zweimal zu den amerikanischen Fall-Camporees eingeladen und war auch unser Gast im September bei unserm Jubiläum. Seither haben die Jufis und Pfadfinder aus Moers an jedem Intercamp teilgenommen, und viele internationale Freundschaften und Rück-Begegnungen sind daraus entstanden. So habe ich, als die Kanadischen Scouts mit der kanadischen Armee Deutschland 1994 nach 42 Jahren verlassen mussten, von dem Chief-Scout Canadian Scouts in Europe, Gil, die beiden alten Wölflingsfahnen des Trupps übergeben bekommen, die einen besondern Platz in meiner Sammlung einnehmen. Al Opstal aus Darmstadt, ebenfalls Amerikaner ist seit 20 Jahren mein Freund; mit dessen Gruppe sind wir auch schon sehr oft zusammen im Lager gewesen. Wir freuen uns, dass er auch in diesem Jahr 2000 unser Gast im Brexbachtal ist und unser Jubiläum mitfeiert.
Wolle O. (*1962)
Pfingstlager in Lüllingen/Walbeck
Kurat Hans Hasken sprach in seiner Predigt über den Frieden. Predigte auch den Frieden gegenüber dem Mestakenlager, welches in der Nähe irgendwo versteckt lag. Dieser Friedenswunsch ließ unsere Rover vor Lachen rücklings von den Bänken fallen. Die Küche des Messdiener-Lagers wurde in der Nacht doch heimgesucht.
Beate P. (*1966)
Sommerlager in Renesse/Niederlande
Unser Zeltplatz war eine Obstplantage mit Toiletten und Duschen. Die Entfernung zum Strand immerhin 3 km. Nachts ging in Renesse der Fahnenklau um.An sehr heißen Tagen (wir hatten in den 14 Tagen genug davon) waren Wasserschlachten sehr willkommen. Anita T. lief während einer jener Wasserschlachten aufreizend mit ihrem neuen Friesennerz durch die Gegend, was ihr infolgedessen die meisten Wasserbomben und Güsse einbrachte. Ich kann immer noch nicht verstehen, dass sie mehrere Tage nicht mehr mit uns gesprochen hat.Meinem Bruder Hans-Jürgen und mir hat man unseren PKW’s die Räder abgebaut und in den Obstbäumen aufgehängt. Unser Stammesführer Gerd war da etwas ungehalten drüber, weil sein Filius Teilnehmer dieser Schandtat war.
Michael M. (*1962)
Die ersten Tage in Renesse waren sehr regnerisch, so dass wir um unsere Zelte Gräben ziehen mussten. Als dann die Regenzeit von der großen Hitze abgelöst wurde, haben wir das kühle Nass wieder herbeigewünscht. An eine Wasserschlacht kann ich mich noch erinnern, als Anita im Regenumhang zur Zielscheibe wurde.
Beate P. (*1966)
Spätsommer: Jubiläums-Schaulager im Freizeitpark
Zu Gast waren amerikanische Pfadfinderfreunde aus Sembach. Den Gottesdienst feierten wir mit Walter Karius vom Bistum Münster. Ansonsten gab es viele Spiele und Aktivitäten. Darunter gab es eine Aufgabenwanderung und eine historische Stadtwanderung durch Moers.Mit unseren amerikanischen Freunden unternahmen wir auch noch einen Ausflug in den Archäologischen Park Xanten.
Wolle O. (*1962)
Im September hatten wir noch eine Feier für die Ehemaligen im Don-Bosco-Heim vorbereitet. Es sind viele gekommen. Wir hatten eine kleine Ausstellung vorbereitet. Viele Gespräche sind geführt worden. Vor allen Dingen war sofort – ob alt oder jung – eine schöne Vertrautheit da, die eine heimelige und gemütliche Atmosphäre gezaubert hat. Wir haben bis in den frühen Morgen zur Gitarre gesungen.
Ulrike B.-O. (1954)
Parisfahrt
Wir sind mit Hans-Joachim M. Ford Capri gefahren. In Aachen ging die Antenne fliegen. In Saint Denis verabschiedete sich der Auspuff. Am Hausboot setzte sich Rüdiger P. auf den Kotflügel, woraufhin der abbrach. In der Innenstadt in Paris kamen wir nicht mehr von der Kreuzung. So sind wir einfach stehen geblieben. Um uns eine sechsspurige Fahrbahn. H.-J. kriegte die Krise bis uns ein Polizist errettete.Wie üblich bei jeder Parisfahrt: Alle wissen eigentlich wohin sie müssen, trotzdem verlaufen sich alle und die Frage: Wo liegt das Hausboot- wird beantwortet mit Stöckchen in die Seine werfen, damit man weiß wohin sie fließt und somit die Richtung kennt, in der das Hausboot liegt. Wir waren mit Rüdiger im Grand Magazin und wollten einen Auspuffspachtel “Gumgum” kaufen. Wir konnten ja alle “blendend” Französisch und fanden die entsprechende Abteilung nicht. Wir landeten in einer Abteilung mit Pelzmänteln und machten und den Jux, die schönsten Pelzmäntel überzuziehen, die an einer Kette gesichert waren. Auf einmal kamen die Kaufhaus-Detektive und begleiteten uns freundlich aber bestimmt hinaus. Den Spachtel haben wir dann woanders gekauft.Erster Abend in Paris. Alle brannten darauf, in die Stadt zu gehen, wir auch mit 17, 18 Jahren. Rüdiger sagte, ok, könnt ihr machen, aber ihr dürft nicht zum Pigalle. War eine klare Anordnung und wurde hoch und heilig versprochen. Vorsichtshalber musste uns der Vater von den B.s begleiten. Wir sprachen ab, wir fahren erst mal zum Eiffelturm und schauen uns Paris bei Nacht an. Wir haben tolle Fotos gemacht, aber der Abend noch jung. Also sagten wir Vater B., wir fahren jetzt einfach mal los, mal gucken, wo wir landen. Wie von Zauberhand sind wir doch am Pigalle gelandet und haben zu unserem größten Erstaunen dort alle anderen getroffen, inkl. Rüdiger. So konnten wir alle geschlossen wieder nach Hause fahren.Noppe B. hatte Gelegenheit, in unserer Stamm-Kneipe “Auberge” von Arbeitern französisches Würfeln zu erlernen. Die Regeln waren etwas schwierig und enthielten auch das Trinken von je zur Hälfte mit Cognac und Milch gefüllten Pernod Gläsern. Nach knapp einer Stunde trugen wir Noppe zum Boot zurück.
Wolle O. (*1962)
50-Miler in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr 1980/81
Auf die Einladung von Don Johnson und seines Troop 56 haben wir (Pit K., Andreas B., Peter “Panik” aus SOS-Village und ich) am 50-Meilen Marsch in und um Kaiserslautern teilgenommen. So was kannten wir noch nicht und haben viel daraus gelernt.Der ganze amerikanische Three-Rivers-District (ca. 300 Leute) nahm an der Wanderung teil. Die Strecke war so ausgelegt, dass wir 5 Tage lang keine Zivilisation mehr zu Gesicht bekamen. Das Wetter war scheißekalt und es lagen ungefähr 50 cm Schnee. Alles war so ziemlich anders als Hikes bei uns. Die Amerikaner verpflegten sich nicht sippenweise sondern separat jeder einzeln. Genauso war es mit Zelten. Das bedeutete für uns: Umdenken. Unsere Verpflegung, die wir mithatten, passte nicht so ganz. Wir hatten Reis etc. so richtig zum Kochen mit, weil wir dachten, es würde unterwegs Kochfeuer geben. Dem war nicht so. Alles: Tüte auf, heiß Wasser drauf und fertig. Gottseidank kriegten wir von den Amis Essbit-Kocher und auch so leckere Tüten.Jeden Tag abends kam ein Arzt und legte fest, wer am nächsten Tag noch weitergehen dürfe. So nahm die Teilnehmerzahl täglich ab. Am Ende gelangten wir mit 58 Leuten (wir auch!!!) am Ziel an. Wir hatten uns aus unseren Kohtenbahnen Biwaks gebaut, die sich bei 18° Minus in der Nacht nicht gerade als komfortabel erwiesen. Wir waren aber so kaputt, dass wir längst eingeschlafen waren, bevor wir die Kälte so richtig spüren konnten. Jeden Morgen wurde in aller Herrgottsfrühe mit der Trompete geweckt. Nach kurzem Frühstück (mmh lecker!) ging’s dann jeweils weiter. An einem Tag wurde im Laufe eines Service-Projektes der Wald aufgeräumt. Erstaunlich wie viel Müll man im deutschen Wald auch im hintersten Winkel noch finden kann! Nach 5 Tagen kamen wir in Kaiserslautern, amerikanische Siedlung, 20.000 Einwohner (kurz K-Town genannt) an. Großer Bahnhof. Fotografen von Stars & Stripes und dem amerikanischen Pfadfindermagazin sowie der lokalen Presse. Interviews. Anschließend großer Empfang mit kaltem Büffet in der Turnhalle einer Schule und dem allergrößten: Einer warmen Dusche.Hier wurden alle, die den Hike bis zu Ende durchgestanden hatten, ausgezeichnet und erhielten ihr Abzeichen. Zu erwähnen ist, dass die Amis uns Germans echt bewundert haben, weil wir das mit unserer absolut nicht ausreichenden Ausrüstung durchgestanden hatten. Das Abzeichen haben wir mit großem Stolz empfangen, es war wirklich eine Höllentour und hat das Äußerste von uns abverlangt.
Wolle O. (*1962)
Weiblicher “Quereinsteiger”
Anfang 1980 kam ich, ein völlig unpfadfinderisches, weibliches Wesen, mit 26 Jahren in den Stamm Moers St. Josef. Als 1. Quereinsteiger, 2. Frau und 3. “alt” (ich musste dieses Wort hier einfach in Anführungsstriche setzen) musste man zu der Zeit noch einiges auf sich nehmen, um voll anerkannt und integriert zu werden.Im Jahr 1980 sollte anlässlich des 50-jährigen Jubiläums eine Pfadfinder-Messe gestaltet werden, mit Gitarren, Flöten, Schlagzeug und Gesang. Mein Bruder Heinz-Christian meinte, er würde zwar schwerhörig sein und könne auch nicht singen, aber seiner Meinung nach würden die einzelnen Parts überhaupt nicht zusammenpassen, und er wolle sich nicht blamieren. Ich sollte doch mal vorbeikommen und mit meinem musikalischen Talent ein bisschen Ordnung in die Sache bringen. Ich hatte so meine Zweifel, weil ich kannte da niemanden und mich kannte auch keiner. Heinz-Christian versicherte mir jedoch hoch und heilig, er habe das abgesprochen und jeder wisse Bescheid und es wäre kein Problem, man warte sogar auf mich. Also kam ich zur nächsten Probe und ergriff ohne zu zögern das Orchester-Zepter. Über die vielen merkwürdigen Blicke habe ich mich gewundert, aber keiner sagte was und alle machten mit. Zum Probenende fragte Norbert B. dann ganz beiläufig, wer ich denn eigentlich sei. Alle guckten und dann kam raus: Das ist meine Schwester. – Aha. Und was will die hier? Mir brach der Schweiß aus. Um die sichere Ablehnung eines Outsiders, dazu noch weiblich, gar nicht erst zu riskieren, hatte mein Bruder vorsichtshalber wohl niemandem was gesagt! So war mein Einstieg denkbar schlecht. Ich wurde zunächst mal in der “Mädchensippe Schwalbe” untergebracht und lernte u.a. bei Uschi F., Sabi R., Mini-Bea H. und Heidrun F. so langsam das Stammesleben (u.a. das donnerstägliche Lahmern im Lahmers Hof) kennen. Schwieriger wurde es, als ich mein Interesse am “richtigen” Pfadfinder-Sein entdeckte und eigentlich hatte ich ja immer schon von so was geträumt. Es gab damals nämlich nur eine Gruppe, die meinen Vorstellungen am nächsten kam: die Sippe Gemse mit Wolle O. und Noppe B. Die Gruppe beschloss, mich versuchsweise mal an deren Fahrten teilnehmen zu lassen. Und da wurde ich dann jahrelang auf Herz und Nieren geprüft. So musste ich z.B. unter den kritischen Augen der im Halbkreis sitzenden Gemsen in meinem ersten Sommerlager (Renesse) zeigen, dass ich mit der Axt einen Pfahl anspitzen und mit dem Mottek (natürlich im Rundschlag!) selbigen in den Boden prügeln konnte. Für die nächtlichen “Fahnenbeschaffungsaktionen” wurde ich glücklicherweise als untauglich abgelehnt.In den weiteren Jahren musste ich mich abseilen (... “du willst doch ein richtiger Pfadfinder werden, oder?!”) und mittels zwei Seilen einen Fluss überqueren, ich wurde im Wald ausgesetzt und meinem Schicksal überlassen. Ich lernte Knoten und diese bei Lagerbauten anzuwenden, machte meine ersten Hike-Erfahrungen mit Hunger, Durst und ohne Waschen, wurde mehr oder weniger “veräppelt” und an- und ausgelacht. In Windeseile musste ich mein Gitarrenrepertoire dem herrschenden Stil und Noppe B. Geschmack (John Denver) anpassen. Meine pfadfinderische Grundeinstellung war jedenfalls damals, im Jahr 1980, schon da. Denn “ Ein Pfadfinder lächelt und pfeift in Schwierigkeiten” und gibt nicht auf. Ich habe mich trotz vielfacher unter die Haut gehenden Tests und Prüfungen nicht abschrecken lassen. Ich hielt durch und bekam als Lohn ungeheures Zutrauen zu meinen eigenen Fähigkeiten ( ... “das kann ich nicht!” - ... “dann versuchs einfach mal!”). Ich erfuhr, dass ich auch ungewohnte Situationen spontan, einfallsreich und unorthodox in den Griff bekam, ein enormes Durchhaltevermögen, unerwarteten Orientierungssinn sowie handwerkliche Fähigkeiten besaß (das Einhängen der Bully-Tür im “Fall Camporee” 1981 habe nur ich, die einzige weibliche Teilnehmerin, geschafft. Darauf bin ich heute noch stolz!), gut organisieren und mit Menschen umgehen konnte. Nach 5-jähriger harter Lehre wurde ich endlich für “echt” befunden und 1985 damit beauftragt, eine neue Wölflingsstufe aufzubauen (“das schaffst du schon!”). Das ehrenvolle Abzeichen der Sippe Gemse für meine Kluft, auf das ich immer so scharf gewesen war, wurde mir bis heute verwehrt.PS.: Heute im Jahr 2000 gibt es in unserer Leiterrunde schon 3 weitere Frauen. Und übrigens: ich war die erste (echt demokratisch gewählte) weibliche Stammesfürstin im Männer-Stamm Moers St. Josef. Das ist doch nun wirklich was, oder?
Ulrike B.-O. (*1954)
1981
Wie alles begann
In meinem zwölften Lebensjahr beschlossen meine überaus weitsichtigen Eltern, mich wenigstens einmal in der Woche dorthin zu bringen, wo ich meinen Neigungen ungesühnt nachgeben konnte; zu den Pfadfindern.Also nahm mich ein sogenannter Käptn unter seine Fittiche, und außer seiner Tochter befanden sich lediglich nur noch 10 Jungen in der Jufi-Gruppe.Wenn das keine Herausforderung war! Nach meinem ersten Zeltlager war ich immerhin in der Lage, meinen Teddybären “Toddel” bis aufs Blut zu verteidigen. Und im zweiten blieb ich sogar die Siegerin. Dann lernten wir Dinge, die uns das Überleben in der Natur ermöglichen sollten, zum Beispiel, wie man sich ohne Kompass zurechtfindet. Gelernt haben wir in der Tat fürs Leben. Heute verlaufe ich mich nur noch selten im Wald, und wenn, dann gehe ich höchstens dreimal denselben Weg, ohne es zu merken. Nach zwei Jahren war ich dank meiner “Brüder” schon recht zielsicher im Messerwerfen, sehr zum Leidwesen meiner Eltern. Aber dann entdeckte ich größere und schärfere Metallgegenstände. Und das Abschlagen von Bäumen hat etwas durchaus Imposantes. Bis meine Eltern davon Wind bekamen und mir zumindest das Benutzen von Äxten und Motorsägen strikt untersagten. Schließlich ist eine Frau mit nur einem Bein nicht gerade attraktiv. Allerdings interessierte ich mich mit 14 Jahren noch nicht so sehr für meine Hochzeit, so dass dieses Verbot für meine Begriffe völlig unnötig war. Andererseits hätte ich heute außer zur Weihnachtszeit auch kaum noch Gelegenheit zum Bäume fällen. Die Kunst des Knotens ist allerdings etwas, das man auch im täglichen Leben immer noch sehr gut brauchen kann. Wenn es beispielsweise um einen fast abgefallenen Auspuff geht, kommt einem die Rettungsschlinge ganz gelegen. Oder beim Abseilen des Tannenbaums aus dem 3. Stock, vorausgesetzt, man ist zu faul, hinterher das Treppenhaus zu fegen. Es gibt absolut nichts, was wir gelernt haben bei den Pfadfindern, das unnütz gewesen wäre. Und es war mit Abstand die aufregendste Zeit in meinem dreißigjährigen Leben.
Gerhild H.
Schreib doch auch mal etwas auf, eine kurze Geschichte für das Buch ...!
So erging der Ruf des “Käpt’n”. Aber was denn schreiben? Viele kurze Geschichten und Anekdoten fielen mir ein, alle noch bruchstückhaft da, aber für welche entscheiden?Aus der Zeit auf Texel – Sommerlager mit der ganzen Familie – die nur noch verschwommen da ist; aus den vielen Sommerlagern in der Brex, die Fahrt ins Allgäu, wo ich mein erstes Abzeichen verdient hatte, auf die man als Kind ja immer besonders scharf war. Fahrten nach Uxbridge/England, wo ich auf einmal mit einem Truppkameraden alleine in London vor “Madame Tussauds” stand und das Lager plötzlich so weit weg war.Die Zeit in der Sippe Gemse, mit Wolle als Gruppenleiter, mit der ich quasi aufgewachsen bin. Viele Fahrten mit der Sippe, endlose “Hikes”, bei denen auch schon mal ein nicht mehr ganz frisches Hemd als Nudelsieb herhalten musste oder wir auf einmal im Grenzgebiet vom Bundesgrenzschutz mit vorgehaltener Pistole geweckt wurden.Probenordnungspunkte und Heimabende, nasse Zelte aufhängen im Tischtennisraum und Cola im Don-Bosco-Heim, wo so manche Zeit der Glaser wöchentlich kommen musste.Fahrten ins Intercamp, bei denen der “Bulli” teilweise schon auf der Filder Straße liegen blieb (Zitat der Polizei: “Diese Reifen sind in höchstem Maß verkehrsgefährdend!”) Und natürlich Lagerfeuer mit Ulrike und ihrer Gitarre und Liedern, bei denen wir alle ganz still wurden.Ich glaube, keine einzelne Geschichte fällt mir ein, nur die vielen Bilder und Orte, jedes Jahr woanders und auf einmal die Erkenntnis, dass ich mit 19 Jahren zum erstenmal in einem Haus Urlaub gemacht habe.
Marcus K. (*1969)
Sommerlager 1981 – Seeg im Allgäu
Neben dem Fangen von Forellen mit Speeren und dem Beschleichen und Beobachten von Hirschen in der Abenddämmerung war unser 3-tägiger Hike das absolute Highlight dieses Sommerlagers. Mit 15 kleinen Jufis, dem “großen” Jufi Ulrike und dem 16-jährigen Manuel aus Spanien war ich unterwegs. Unser erstes Ziel war Schloss Neuschwanstein. Wir kraxelten mühselig und schwitzend den Berg hoch. Leider vergeblich, weil der Eintrittspreis so enorm hoch war, dass er unsere Reisekasse sprengte. An Füssen vorbei erreichten wir gegen Abend dann Schwangau. Jetzt hieß es, einen Platz zum Übernachten finden. In Füssen hatte es zwar eine Jugendherberge gegeben und wild zelten war in Bayern verboten. Aber das galt ja nicht für uns. Ich ging mit zwei Leuten auf die Suche und Ulrike blieb mit den Jufis zurück. Als wir wiederkamen, stand Ulrike inmitten eines in Panik geratenen Jufitrupps. Die hatten nämlich auf dem Weg eine kleine rote Blechtafel entdeckt, auf der stand in großen weißen Lettern: Tollwut gefährdeter Bezirk.Ja, ja die Tollwut – darüber habe ich an diesem Abend einiges gelernt: Füchse mit Tollwut haben ganz große rote Augen und wenn die beißen, das ist absolut tödlich. Ok, sagte ich, wir machen ein Feuer und legen uns alle drum herum. – Jeder wollte auf einmal in die Mitte. Keine Chance, sagte da jemand. Die springen über dich drüber und dann haben sie dich. Und wenn die dich nicht kriegen: Hier ist ein See. 50 Mückenstiche oder wahlweise auch 10 Libellenstiche sind absolut tödlich. – Also: Eigentlich keine Überlebens-Chance für uns. Da hatte unser kleiner lieber Jörg R. (heute tapferer Jufi-Leiter) die rettende Eingebung: Es sei für uns doch das beste, ins Dorf zurückzugehen und in den Vorgärten zu schlafen. Die Jufis griffen sofort zu ihren Rucksäcken und waren schon drauf und dran, loszugehen. Also Schluss mit Lustig und der Demokratie. Ihr nehmt euch jetzt zusammen und geht mit uns zu der Lagerstelle, die wir gefunden haben. Da gibt’s keine Mücken und keine Tollwut. Der Platz ist absolut sicher. Unsere Biwaks aus BW-Ponchos wurden in den Büschen aufgebaut. Die Jufis waren kaputt und lagen schon bald in ihren Schlafsäcken. Da kam die Polizei: Wildes Campen verboten, Jugendherberge in Füssen. Super, wussten wir, da kamen wir ja gerade her. Also: Mitleid erregen, 15 kleine Jufis, zu Tode erschöpft mit Blasen an den Füßen, können nicht mehr weiter, haben es nicht bis Füssen geschafft, schlafen fast schon, völlig unmöglich. Die Polizei hatte ein Einsehen. “Ok, ihr könnt hier bleiben, aber morgen um 7.00 Uhr, wenn der Badebetrieb losgeht, seid ihr verschwunden.” Klar, versprochen. Ulrike und ich hauten uns auch hin. In der Überzeugung, wasserdichte Schlafsack-Überzüge zu haben, hatten wir unsere Ponchos den Kids gegeben. Wir lagen kaum, da brach ein gigantisches Gewitter über uns los. Solche Blitze und solches Donnern, das von den Bergen widerhallte, hatten wir noch nie gehört. Es war beängstigend. Außerdem regnete es in Strömen. Ulrike und ich spürten nach wenigen Minuten, wie das Wasser in unsere Schlafsäcke eindrang. Unter uns und um uns herum floss ein Sturzbach die Böschung herunter. Von den Jufis klangen durch das Getöse dünne Stimmchen: Wolle, wir sind ganz nass! Antwort: Egal! Weiterschlafen! Als es endlich wieder etwas ruhiger wurde, kam auf einmal ein Auto vorbei. Ein VW-Bus schaltete das Fernlicht ein und leuchtete mich voll an. Zwei Männer stiegen aus und rannten auf mich zu. Durch das Licht geblendet konnte ich erst so gut wie nichts erkennen. Dann aber schaute ich direkt in die Mündung einer Waffe und erkannte den Grenzschutz. Dazu wurde ich angeschrieen, was wir hier verloren hätten. Wohl Schmuggler, wie? Und dabei wurde auf meinen Rucksack gedeutet. Ulrike meinte dauernd zu mir: Wolle mach doch mal deinen Schlafsack auf und zeig denen deine Kluft! Wohlweislich bewegte ich mich aber lieber nicht. Nach einer Weile hatte ich mich gefangen und versuchte, die zwei Beamten zu besänftigen: “Schreien Sie doch nicht so, hier schlafen lauter keine Kinder!” Einer der Beamten leuchtete in die Büsche, konnte aber wegen der Tarn-Ponchos nichts entdecken. “Willst mich wohl verarschen!” kam daraufhin auch die Antwort. “Doch, sagte ich, die liegen da hinten! Gehen Sie mal gucken!” Zum Glück ging einer der beiden dann auch los, stolperte rückwärts über eine Abspannschnur und landete mitten unter den Kids. “Hier sind ja wirklich kleine Kinder” rief er und die Situation entspannte sich. Die Pistolen wurden eingesteckt und wir konnten endlich alles erklären. Dass die Kollegen von der Polizei uns das Übernachten hier erlaubt haben sollten, glaubten sie allerdings nicht. Erst ein klärendes Gespräch über Funk brachte und endgültig auf die sichere Seite. Der Grenzschutz zog freundlich ab, kam aber vorsichtshalber jede Stunde vorbei.Am nächsten Morgen war strahlendes Wetter. Wie versprochen, zogen wir frühzeitig ab und trockneten unsere schlammigen, nassen Sachen im vornehmen Kurpark. Dazu gab’s Rühreier, wonach der Topf dann mit Kies und Sand saubergeschrubbt werden musste. Dann ging’s weiter und irgendwann trafen wir auf einmal den Käptn mit dem Bulli. Wir machten kurz Rast. Viel später stellten wir fest, dass Markus alle Lebensmittel am Bulli hatte stehen lassen. Alles, was wir hatten, waren Salz, zwei Rettiche und 1 Kilo Butter, das wir noch auftreiben konnten. Also kriegte jeder zwei Stück Butter und Rettich mit Salz. Nach dem Essen gab es 15 begeisterte Jufis, die noch nie so was köstliches, wie Rettich gegessen hatten und sich das zuhause auch unbedingt kaufen wollten. Später kamen wir in ein Kaff (alle Läden waren zu) und schellten an einem Tante Emma-Laden. Wir kriegten tatsächlich Brot und Marmelade. Jeder eine Schnitte mit Erdbeer- und eine mit Pflaumenmus. Das hat auch denen geschmeckt, die sonst kein Pflaumenmus mochten. Auf dem Heimweg trafen wir dann noch Soldaten auf einer Gewaltmarschübung. Der Sani verarztete unsere Blasen und wir durften den köstlichen Rest des Schwarzen Tees mit Zitrone und Zucker unter uns verteilen (alle Feldflaschen, auch die mit Filz drumherum, wurden so lange in den Bottich getaucht, bis alle voll waren). So gut hat noch nie ein Tee vorher und nachher geschmeckt. Singend kamen wir nach drei Tagen im Lager an und stürzten uns auf Kakao und kalte Koteletts.Übrigens habe ich einen Dauerschaden aus dem Lager mitgenommen: Mein schlechtes Verhältnis zu Kartoffeln hat sich seit dieser Zeit immer noch nicht normalisiert. Käptn hatte billig etliche Zentner Kartoffeln eingekauft. Folge: Kartoffeln, Kartoffeln morgens, mittags und abends. Drei lange Wochen. Außerdem: Paco, einer von Rüdiger P. spanischen Verwandten ging so ziemlich allen auf den Nerv. Er kannte einfach kein Erbarmen. Mick S. hat das Problem dann einmal gelöst, wie weiß keiner. Wir sahen nur Paco unter dem Zelt den Hang hinunterrollen. Das war auch das Lager, in dem Mick ganz viele Karten schreiben musste und ich ihn mitten in der Nacht lauthals von Zelt zu Zelt rufend davon überzeugte, dass man “sendet” auf jeden Fall groß schreibt und Mick verzweifelt dachte, er habe alle Karten falsch geschrieben.Ganz toll war auch die Nachtwanderungsaktion, in der Wolle, Mick, ich und noch ein paar andere nachts mit Strohpuppe, Wassereimer und Wasserkanister losmarschierten, um auf der Burg, die wir im Dunkeln fluchend erkletterten, auf die anderen zu warten und sie mit dem “Gehenkten” zu erschrecken. Hans-Jürgen M. hatte die Kids mit damit zur Nachtwanderung motiviert, indem er erzählte, dass wir in einer Disko waren und es sich auf jeden Fall lohnen würde, Wolle in Disko-Klamotten zu sehen. So ganz genau wissen wir heute noch nicht, warum niemand an der Burg ankam. Es ging aber das Gerücht, dass H.-J. den Weg in seinen Lagerschlappen nicht geschafft hatte. Auf jeden Fall kamen wir gegen Morgen ziemlich sauer, müde und sehr, sehr hungrig wieder im Lager an. Wir waren den ganzen Weg zurückmarschiert, weil auch der versprochene Bulli nicht gekommen war.Am letzten Abend und am Abreisetag hat uns irgendwas erwischt. Allen, aber wirklich allen war sau-schlecht und man musste ganz vorsichtig laufen, um nirgendwo hineinzutreten.
Wolfgang O. (*1962)
Einen Tag vor der Abfahrt ins Lager wollten wir bei Franz M. den Bulli leihen. Der aber sagte: ”Nichts da!” und drückte uns die Schlüssel und die Fahrzeugpapiere in die Hand. So sind wir zu unserem, damals braunen VW-Bulli gekommen. Am gleichen Tag haben wir ihn noch umgemeldet. – Vielen Dank, Franz!Mit Bus, Rhenania LKW und Bulli sind wir dann Richtung Allgäu gefahren. Der LKW war voll gepackt. Was wir nicht wieder alles mit hatten!Der Umwelt zuliebe hatten wir ein Toiletten-Fass mit Brillen-Aufbau aus Nirosta-Stahl angefertigt und in einem alten Rundzelt installiert. Am Ende des Lagers wurde das Fass dann bei Bauer Roth in die Jauchegrube ausgekippt. Die gesäuberte Toilette habe ich dann einem vorbeifahrenden Schrotthändler für 3,-DM verkauft.
Erwin L. (* 1954)
1982
Pfingstlager – da, wo das Klo im Schweinestall war
Ingo war zum ersten Mal mit dabei. War wohl etwas zu aufregend für ihn, denn er bekam eines Nachts eine Magen-Darm-Grippe. Die war so heftig, dass sogar Windeln aus Handtüchern kaum noch genutzt haben. Die Nacht wurde deswegen hinter dem Zelt verbracht.Nur, was keiner wusste, eigentlich sollte der Jungpfadfinder M. eine Lektion erteilt bekommen. Während eines Abendessens versuchte eine Person mehrmals, Abführschokolade in das Essen von Jungpfadfinder M. unterzubringen.Da dies nicht funktionierte, wurde die Abführschokolade kurzerhand in eine Scheibe Brot gesteckt. Diese Scheibe Brot landete im Brotkorb. Na ja, wer die Schokolade mitbrachte, wird hier nicht erwähnt, aber dass der Jungpfadfinder M. das “vergiftete” Stück Brot nicht gegessen hat, liegt wohl auf der Hand.
Stefan D. (*1969)
Sommerlager 1982 in Chalfont Heights, England
Anreise mit dem Bus über Fähre nach Chalfont Heights. Die erste Woche waren wir auf dem großen Gelände des Scout Camp noch allein, in Zelten, die uns die Scouts von Uxbridge zur Verfügung gestellt hatten. In der zweiten Woche war schon viel los, das internationale Lager, zum 75. Jubiläum der Weltpfadfinderbewegung. Eine Begegnung mit Spiel, Sport und Spannung.Die dritte Woche stand ganz im Zeichen von Touren, die die englischen Scouts mit uns unternahmen. Wir wurden im Headquartier in Uxbridge untergebracht, und von hier wurden wir mit Bussen abgeholt. Jeden Tag wechselten die Gastgeber, die uns auch noch abends verpflegt haben.Einige Pfadfinderinnen, darunter auch ich, wurden bei englischen Familien untergebracht. Mit 2 Mädchen landeten wir bei einer netten Familie. Hier wurde abends einmal die Küche ausgeräumt und die Tochter des Hauses gab eine Ballett-Vorführung. Die kleine Tochter ist mir nachts auf den Wecker gegangen, sie war so etwa 2 1/2 Jahre alt und ließ mich nicht schlafen. Sie zog sich an meinem Bett hoch, schaute mich mit ihren großen Kulleraugen an und fragte: “How do you do?” Am letzten Abend im Headquartier war dann eine große Party, die um 22.00 Uhr zu Ende ging. Wir beschlossen mit den englischen Scouts, den Abend bei unserer Gastfamilie, wo die Eltern nicht zu Hause waren, ausklingen zu lassen. Da bei den englischen Scouts bei offiziellen Anlässen und in Kluft Alkohol sowieso verboten ist, sie hier aber eine Möglichkeit sahen, gegen dieses Gesetz zu verstoßen, hatten Bier besorgt und ein paar von ihnen waren angetrunken und konnten nicht mehr stehen. Plötzlich kam der Chief Scout vorgefahren, der natürlich nichts davon mitbekommen durfte. Schnell wurden die trunkenen Scouts im Garten abgelegt, und wir saßen brav, wie es sich gehört, im Zimmer. Morgens sind wir zur Abfahrt zu spät gekommen. Man hatte schon lange auf uns gewartet.
Beate P. (*1966)
Test zum Kajakfahren: Im Schwimmbad auf dem Lagerplatz musste jeder ins Boot und wurde gekentert. Daraufhin musste man nach vorne mit dem Rücken nach unten auftauchen. – Eyk-B. prahlte schon Monate vorher, dass er eine Riesenerfahrung im Kajakfahren hat. – Auf der Themse Kajakfahren war dann sehr lustig. Nur Eyk-B. war nicht dabei. Er hat den Test nicht bestanden!
Stefan D. (*1969)
1983
Das Jufi Moers-Modell um 1600
Als im Frühjahr 1983 in der Gruppenstunde der Vorschlag gemacht wurde, das Moerser Schloss im Modell im Maßstab 1:100 zu bauen, wussten wir nicht, worauf wir uns eingelassen hatten. Es sollte ein Modell werden von der oranischen Befestigung um das Jahr 1650. Die Umrechnung der rheinischen Ruthe und Ellen auf Meter hat uns schon ins Schwitzen gebracht, aber so lernten wir Jungpfadfinder auch die alte Stadt Moers kennen, und warum einige Straßen in der Altstadt gerade oder Krumm sind. Laubsägen, Leim, Dichtmassen und Pappen waren mehrere Jahre nicht aus dem Bastelraum wegzudenken. Als das Moerser Schloss fertig war, sah es nach gar nichts aus, so dass wir auch noch die Altstadt und die Neustadt mit der Umwallung gebaut haben, die dann mit dem Modell des Schlosses die Maße von 8 x 12 m erreichte, fast die Größe des Saales des Don-Bosco-Heimes. Leider musste das Modell in den 90-iger Jahren dem Feuer übergeben werden, da es durch Lagerung sich stark verzogen hatte und Platzmangel im Zeltraum herrschte. Erhalten geblieben sind das Kastell, Mattorn mit Kirche und Adolfinum so wie einige Häuser und die Mühle, die irgendwo zuhause auf dem Schrank stehen.
Rundfahrt durch Moers vor 1600
In grauer Vorzeit verlief der Rhein anders als heute, vermutlich teilte er sich südlich unserer Gegend in mehrere Arme. Einer davon nahm seinen Lauf von Ürdingen her und floss westlich der Altstadt, dem ehemaligen Meer, dem heutigen Neumarkt nach Norden und vereinigte sich bei Rheinberg mit einem anderen Arm. Reste dieses alten Rheinlaufs sind das Bettenkamper Meer und das Repelener Meer. Bei Rheinverlagerungen blieben Inseln zurück, und auf ihnen siedelten sich die ersten Menschen an, Jäger, die Hirten und Ackersleute wurden. Niemand weiß, wann zwischen den Sümpfen der Moerse – der Name Moers wird von Morast abgeleitet – zum ersten Male Hütten aufgeschlagen wurden. Vielleicht schon dort, wo die wasserfreie Anhöhe des Altmarktes und der Kirchstraße zur Besiedelung anregte. Die Stelle des Neumarktes und der Neustadt waren der Rhein und oberhalb von Moers zeugen Utfort und Terfort von Furten durch den alten Rhein. Die Moerse ist nur noch die Andeutung eines ehemals breiten und bei Überschwemmung reißenden Stromes. Schutz vor dem Wasser und Schutz durch das Wasser waren die Grundbedingungen für die Ursiedlung unserer Moerser Vorfahren. Es hat viele Jahrhunderte gedauert, ehe der an Moers vorbeifließende Rhein verlandete. Möglicherweise war es auch die plötzliche Folge eines Hochwassers, dass der Strom eine neue Richtung bekam. Sicherste Anzeichen von Siedlungen sind Ausgrabungen, die zeigen, dass auf Moerser Boden schon vor 3000 Jahren gesiedelt wurde. Die Besiedelung im Mittelalter, links und rechts der Rheinberger Straße, nannte sich Butendorf (draußen vor der Stadt liegendes Dorf). Butendorf, sowie Altstadt und Schloss waren damals mit einer im Mittelalter üblichen Schutz- und Wehrlinie, dem sogenannten Landwehrgraben, gesichert, der auch der Entwässerung diente. Der Landwehrgraben ist auf einer Karte von A. von Heurdt aus dem Jahre 1580 dargestellt. Der Graben umzog die Stadt Moers auf der Süd-Ost-Nordseite in einem weiten flachen Bogen, von der Moerse im Schlosspark abzweigend, wo heut der Treppenaufgang über den Wall zum Freizeitpark ist, und 3 km unterhalb kurz vor Fünderich im Norden wieder einmündend. Die Moerse und auch der Graben dürften wohl 30 m breit und 2 m tief gewesen sein. Die Landwehren im deutschen Mittelalter waren allgemein Grenzbefestigungen, die aus einem breiten Graben bestehend, größere und kleinere Landgebiete umschlossen, die mit einem dichten Buschwerk und Wall bestückt waren. Nur an einzelnen Punkten gewährten Fall- und Gittertore Durchlass. Vom Moersbach aus ist der Landwehrgraben in Richtung Gartenstraße gelegen und hat dann die Filder- und Wiedstraße gequert. Die Gärten zur Uerdinger Straße hatten früher die Bezeichnung: In den Landwehrgärten. Heute noch liegen die Gärten tiefer als die Straße. Der Graben querte dann die Ürdinger in Richtung Parkhaus Kauzstraße und Homberger Straße. Auch die Gärten und das Parkhaus liegen tiefer. Der Landwehrgraben hat dann westlich der Landwehrstraße gelegen. Sein Weg führt dann östlich der Landwehrstraße bei Fa. Schürmann und hinter dem Bauhof von Franz Müller und die im Graben stehende ehem. Firma Pannenbecker wieder in westlicher Richtung.
Hier soll vor 100 Jahren sich ein mit Fischen besetzter Teich, wohl ein Relikt des Landwehrgrabens, befunden haben. Parallel zur Klever Straße über das Gelände der NIAG in Richtung Rheinberger Straße hat er seinen Weg genommen, passierte den Hof der UNION-Getränke und mündete dann unterhalb von Fünderich wieder in die Moerse.Butendorf hatte auch eine Wassermühle. Sie stand auf dem Gelände der Fa. Opel-Saturn. Die erste Moerser Pfarrkirche, die Bonifatius-Kirche stand an der Rheinberger Straße, wo heute die Kapelle aus dem Jahr 1600 steht.
Pfingstlager in Hochkamer
Stefan D. lässt ungeachtet seiner Aufgabe als Fahnenwart den Wimpel seiner Sippe (Fuchs) vor dem Zelt stehen. Just in dieser Nacht schleichen Mestaken durch das Lager und nehmen den Wimpel mit. Nach mehrtägigen Busfahrten der Mestaken mit unserem Wimpel aus dem Fenster hängend, wurde es den Moerser Pfadfindern zu bunt. Das ganze Lager machte sich Sonntag morgens um ca. 5.00 Uhr auf ins Mestakenlager. Der Wimpel wurde befreit und der Bruder von Harry B. wurde als Geisel und Küchenhilfe ganz benommen mitgenommen. Die übrigen Mestaken bekamen davon nichts mit. Dass aber kein einziges Zelt dem Erdboden gleichgemacht wurde, ärgert mich heute noch.
Olaf K. (* 1969)
Ich war ja noch nicht so lange dabei, und wusste nicht, was ich dagegen haben sollte, zusammen mit Käpt’n in einem Rundzelt zu schlafen. Während dieser ersten Nacht lernte ich dann einiges.Erstens: Dass sich das nie wiederholen darf und dass es am besten ist, wenn das Zelt vom Käpt’n ganz weit weg vom eigenen steht; dann kann man evtl. sicher sein, das Absägen des gesamten Weltbaumbestandes in der Nacht zu überleben.Zweitens: Dass mit Käpt’n nicht immer gut Kirschen essen ist. – Ich war gegen Morgen einigermaßen in Schlaf gefallen, als ich irgendwelche leisen Geräusche draußen wahrnahm. Bevor ich überhaupt richtig registrierte, dass da wirklich was war, wurde ich mit einem Schlag hellwach gemacht. Ich hörte Käpt’n plötzlich brüllen: “Diese Schweinehunde”! Der letzte Laut war noch nicht ganz verklungen als Käpt’n schon aus dem Schlafsack war und brüllend nach draußen rannte. Ich begriff gar nichts. Als ich endlich auch vor dem Zelt stand, war helle Aufregung überall. Seine Rover, Nils D. und Co. hatten es gewagt und versucht, das Lager zu überfallen. Sie sind zwar nah herangekommen, aber Käpt’n war zu schnell für sie. Ich habe nie vergessen, wie blitzschnell der Mann (schließlich auch kein junger Hüpfer mehr) aus seinem Schlafsack war.
Ulrike B.-O. (*1954)
Geschichte aus Hochkamer (hoch-kam-er, tief-fiel-er)
Die Zeltlager in Hochkamer waren legendär. Gereist dorthin wurde mit dem Fahrrad, geschleppt ebenfalls. Ein Bauer hatte uns seine Wiese zur Verfügung gestellt und das dazugehörige Toilettenhaus mit dem obligatorischen Herz in der Mitte. Ich erinnere mich noch an ein Lager, dem ich aus erzieherischen Maßnahmen meiner Eltern nicht beiwohnen sollte (vermutlich hatte ich mal wieder eine besonders gute Note in Mathematik verschwiegen), aber unser Käptn legte sich so sehr für mich ins Zeug, dass man mir schließlich die Nachreise genehmigte. Vom Heuschnupfen völlig entstellt, musste ich erst einmal eine Zwangspause einlegen. Aber niemand fährt zum Zelten, um zu schlafen, also krabbelte ich in Richtung Küchenzelt. Dort gab es immer etwas Gutes, heute war es Vanillepudding mit Schuss. Ich ergatterte eine ordentliche Portion vom sogenannten Schuss, und setzte mich etwas abseits von den anderen unter einen Baum. Schließlich wollte ich meinen Nachtisch mit niemanden teilen! Unglücklicherweise sah die Natur es aber anders, und schwupp, hatte es sich eine Raupe in meinem Festmahl bequem gemacht.Welch eine Pleite! Den Vanillepudding wollte ich nicht aufgeben, aber die Raupe leider auch nicht. Und ein echter Pfadfinder lebt schließlich mit der Natur. Nach längerem Überlegen aß ich dann um die Raupe herum, und ich bin fest davon überzeugt, dass sie nach dem Genuss des Eierlikörs sehr glücklich war! In einem Jahr in Hochkamer praktizierten wir die ausgeprägteste Form des Gruppenzwangs. Unser “Bruder” Nils D. war uns in seiner unverfälschten Art dermaßen auf die Nerven gegangen, dass wir nur noch einen Ausweg aus dieser Lage sahen: Wir mussten ihn ruhigstellen. Wobei das leichter gesagt als getan war, wie sich kurze Zeit später herausstellte. Nils D. war einfach nicht unterzukriegen! Aber wir auch nicht. Ein paar von den kräftigeren Jungs schnappten schließlich unsere “Lagernerve” und zogen ihn zu einem frisch geschlagenen Baum, der eigentlich für unser Banner bestimmt war. Aber, der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel, und dies hier war ein offensichtlicher Notfall. Man band den Guten an eben diesen Baum und konnte gleich die neu gelernten Knoten ausprobieren. Als er fest verzurrt war, richteten wir den Stamm auf, schließlich war er ja als Banner gedacht gewesen. Leider mussten wir feststellen, dass ein Nils im Wind nicht flattert, also tauschten wir ihn gegen unsere Lilie aus. Jetzt war wenigstens für ein paar Stunden Ruhe eingekehrt.Bis uns in der Nacht die Mestacken überfielen und unser Banner entwendeten. Das war dann zuviel des Guten! Wir begaben uns ebenfalls auf den Kriegspfad, und machten ihr Lager dem Erdboden gleich. Als die Ersten schlaftrunken aus ihren abgebauten Zelten krochen, waren wir mit unserem Banner und ihren Essensvorräten schon längst über alle Berge und kochten ein großartiges Festmahl aus den erbeuteten Zutaten.Unser Siegeszug bedeutete allerdings, dass spätestens im nächsten Lager mit einem Rachefeldzug von Seiten der Besiegten zu rechnen war, aber bis dahin blieb uns noch genügend Zeit, eine Gegenstrategie zu entwickeln.In der Zwischenzeit ging das Lagerleben seinen gewohnten Gang. Unser Leiter namens Michael M. bestrafte Ungehorsam mit Schlimmerem als der Todesstrafe: er ließ uns Töpfe schrubben, die größer als ein ausgewachsener Grizzly waren. Und Gnade Gott, wenn auch nur der Hauch einer Erbse zu erahnen war. Dann musste man auch noch den Tisch für die ganze Bagage decken. Es hat mich viele Therapiestunden gekostet, bis ich überhaupt in der Lage war, Kochtöpfe ohne Ekel und panische Angst wenigstens anzusehen. Heute nach 15 Jahren und ungezählten Therapeuten weiß ich endlich: Ich habe das Töpfeschrubben GELIEBT!!! Danke Michael!
Gerhild H. (*1969)
Sommerlager im Brexbachtal 1983
Wir waren mit vielen Leuten ins Lager gefahren, Wölflingen, Jufis, Pfadis und Rovern. Dem kleinen Wölfling Alexander .-F. wurde weis gemacht, dass es im Brexbachtal Schlümpfe gibt. Einige Leiter, darunter auch Wolle, haben auf dem Berg einen grünen Schlumpf mit irgendwelchen Tricks, die mir nicht bekannt sind, zum Laufen gebracht....Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir eine drei-Tage-Wanderung gemacht haben. Dabei waren auch viele Mädchen, wie Katja und Jolanda de C., Andrea K. und Michaela S. Die erste Nacht schliefen wir auf einem Wirtschaftsweg am Waldrand. In dieser Nacht ging die Erde durch den Perseiden-Schwarm. So viele Sternschnuppen habe ich noch nie gesehen. Bei einem Mittagessen waren die Portionen etwas kleiner geworden, da Kai S. beim Öffnen der Dosen etwas unvorsichtig war. Bevor wir ins Lager heimkehrten, haben wir noch schnell unsere Vorräte verspeist. Die gebratenen Koteletts sollten die im Lager nicht abbekommen.
Anna L.-A. (*1970)
Im Sommerlager in der Brex hatten wir einen sehr stabilen Staudamm gebaut. Beim einem plötzlich stattfindenden Gewitter ist die Brex so angeschwollen, dass das Wasser durch ein Zeltlager floss. Unser Zeltplatz ist verschont worden, da es höher gelegen war. Wir haben dann den Staudamm wieder eingerissen. Gezwungenermaßen!
Jochen F. (*1969)
Für eine Woche hatten wir die Scouts aus Uxbridge, England, bei uns zu Gast. Wir besuchten mit ihnen standardmäßig Ehrenbreitstein und die Burg Eltz und waren mit ihnen per Bötchen auf Rhein und Mosel unterwegs.
Heinz Koopmann
Zusammen mit den englischen Pfadfindern hatten wir Bier gebunkert. Den Engländern war dies allerdings verboten (den Deutschen vielleicht auch?!?) Irgendwann fand ein englischer Leiter das Bier. Sofort musste der Kornett der Engländer antreten und wurde degradiert, indem ihm ein Abzeichen von der Kluft gerissen wurde.
Stefan D. (*1969)
Im Sommerlager 1983 war der kleine Alexander S.-F. mitgefahren. Wolfgang Otto hatte nichts besseres zu tun, als ihm zu erzählen, dass die Schlümpfe ihr Dorf in der Nähe des Brexbachtals haben. Alexander war natürlich der Meinung, dass es sich hier um ein Märchen handelt.Eines Tages war helle Aufregung im Lager. Ein Jungpfadfinder (die immer sehr wachsam waren, bis auf die Nacht, in der das Moers-Schild abhanden kam) hat mit seinem Fernglas auf einem Felsen PAPA SCHLUMPF entdeckt.Alexander hielt den Jufi für verrückt, entriss ihm das Fernglas und konnte kaum glauben, was er mit eigenen Augen sah, nämlich Papa Schlumpf.Alexander baute sofort auf dem Lagerplatz einen Schlumpfgarten. Michael K. (ca. 5 Jahre älter) trat aus Versehen auf den liebevoll errichteten Zaun und wurde prompt von Alexander fast “krankenhausreif” geprügelt.Alexander hatte nun eine Aufgabe gefunden, den Schlumpfgarten zu pflegen und auszubauen, sowie die regelmäßige Beobachtung des Papa Schlumpfes (dieser zeigte sich immer zu selben Stunde). Wolfgang heckte natürlich weiteren Schabernack aus, der leider nach hinten losging. Er kaufte eine Trillerpfeife. Dieses war eine Zauberpfeife, die nur einmal verwendet werden konnte. Ihr Zweck bestand darin, den Besitzer zu schützen. Wenn mit der Pfeife getrillert wurde, sollten alle Menschen (die etwas böses vorhatten) für eine Minute erstarren und Alexander hätte fliehen können. Die per Post an Alexander verschickte Pfeife kam in Moers an. Die Post schafft eben alles.Wie lange Alexander noch an Schlümpfe glaubte, ist mir nicht bekannt, aber ich vermute, sehr lange.
Marc P. (*1969)
Erinnerungen einer Pfadfinder-Mutter
Ja, ich war einverstanden, als mein Sohn mich fragte ob er mit einigen Freunden aus seiner Klasse zu den Pfadfinder-Nachmittagen ins Don-Bosco-Heim dürfe. So ging er dort hin, und ich merkte, dass er sich wohl fühlte und gut aufgehoben war.Einmal traf ich ihn nachmittags auf dem Wall vor dem Heim beim Spiel mit seinen Freunden und erschrak sehr, weil seine Hand verbunden war. Nun, ich solle mir keine Sorgen machen, er habe sich verletzt, doch der Käpt’n habe sich um alles gekümmert und ihn versorgtSpäter wurde ich eingeladen, doch dabei zu sein, wenn das Jungpfadfinderversprechen abgegeben würde. Ja, ich kam und fand mich in einem katholischen Gottesdienst wieder: Mein Sohn kniete vor einem Priester und legte sein Versprechen ab. Ich spürte, dass nun meine ökumenische Einstellung gefordert war, denn “so” hatte ich mir die Aufnahme in die St. Georg-Pfadfinderschaft nicht vorgestellt.Dann kam die erste Fahrt in das Brexbachtal. Eine Gruppe erwartungsvoller Kinder wurde vor dem Don-Bosco-Heim verabschiedet und ich hoffte, dass der Käpt’n und seine Frau die Truppe wohlbehalten zurückbringen würde. Sie kamen gesund und vor allem glücklich wieder in Moers an. Mein Sohn erzählte viel von diesen Tagen im Lager, deren Höhepunkt die nächtliche Jagd nach den “Elvedritschen” gewesen war.Viele Fahrten in die nähere und weitere Umgebung folgten. So erinnere ich mich an den “Kampf” gegen eine andere Pfadfindergruppe, bei der man sich nachts in Hochkamer gegenseitig die Fahnen klaute. Dabei haben sich alle ganz schrecklich verlaufen.Die Burschen fuhren zu großen Pfadfindertreffen nach Berlin und sogar nach England. Aus England kam Post im Juli 1982:.... How do you do? Hier ist es sehr schön. Die Zelte, in denen wir schlafen, waren schon aufgebaut. Nur das Abendessen war nicht besonders. Es gab Kartoffelpüree mit Eigelb und Gehacktem usw. zusammengebraut........Gestern waren wir in London beim Piccadilly Circus, Trafalgar Square. Zuerst waren wir im Wachsfigurenkabinett. Als wir herausgegangen sind, haben wir Oliver und den Sohn vom Käpt’n verloren. Die sind dann alleine zum Camp gefahren. Heute gibt es wenigstens etwas ordentliches zu essen....... Letztens haben wir eine China-Rallye gemacht. Bald machen wir eine Kanufahrt über die Themse. Das ganze Camp ist jetzt voll. Vorher waren wir allein. Nebenan ist ein unwahrscheinlich toller Wald....1983 fand ein Gegenbesuch der Engländer im Brexbachtal statt. Auch von dort kam Post..... Hier ist es schön, auch oft heiß, aber manchmal weht ein kühler Wind durchs Lager. Wir sind auch schon schwimmen gegangen. Bernd und ich haben eine Brücke gebaut. Und die Engländer, die einen sowieso manchmal aufregen haben sie sofort wieder kaputt gemacht. Wir haben aber auch einen Turm mit mehreren Etagen gebaut. Das Brexbachtal besteht aus mehreren großen Tälern, die durch mehrere Durchgänge miteinander verbunden sind. Wir schlafen mit zehn Mann in einem großen Zelt. Wir müssen um 8.00 Uhr aufstehen und um 22.30 Uhr ins Bett, was sich manchmal verschiebt....So ging die Zeit dahin. Die Kinder wurden zu Jugendlichen und dann zu Erwachsenen. Doch es ist wohl immer noch nicht vorbei. Ich höre von “Alten-Säcken-Treffen”, auf denen es “feucht-fröhlich” hergeht und man an langen Abenden in endlose Erinnerungen eintaucht.Es wurde auch erzählt, dass der Käpt’n nun nicht mehr weitermachen wolle....!!! Doch das stellte sich als Gerücht heraus. Im letzten Jahr (1999) mietete mein Sohn für seine Geburtstagsfeier ein Zelt. Beim Aufbau im Garten stand mittendrin der Käpt’n, der das Zelt mit seiner Crew angeliefert hatte. Er ist also immer noch dabei und kümmert sich! Alle Achtung und vielen Dank.
Mutter von Olaf K. (* 1969)
1984
Osterfahrt 1984 nach Chalfont Heights, England
Zu der Zeit hat Pfadfinder Jörg R. mich, seinen Leiter ständig genervt. Auch in England. Anscheinend hatte er einen bestimmten Bedarf, der dann auch von mir gestillt wurde. Auf sein ständiges “Kuckuck” und andere Nervtöter-Handlungen hin, hat er bekommen, was er wollte. Wir haben wir uns fast jedes Mal vom Bahnhof aus bis ins Lager geprügelt und sind dabei auch schon mal im Straßengraben gelandet. Trotzdem sind wir die besten Freunde geworden und schlagen uns nun gemeinsam für den Stamm. Eine andere Geschichte fällt mir noch ein: Wieder mal wurde das Vertrauen in die pfadfinderischen Bau-Qualitäten von Michael M. schmählich enttäuscht. Jörg brach mit dem Dreibein-Bannermast zusammen, als er versuchte, hochzuklettern und die Fahnenschnur zu entwirren. Ich erinnere mich auch noch daran, dass Käpt’n immer sehr früh schlafen ging und in seinem Feldbett im großen Saal schlief. Er hat dann nichts mehr mitgekriegt und es ging richtig gut rund. Niels D. ist mir und vielen anderen in guter Erinnerung geblieben. Wir brauchten Aufnehmer. Was heißt das auf Englisch: Wiper, sprich V i p e r . Was Niels vom Einkauf mitbrachte, hatte nichts mit Aufnehmer zu tun. Er meinte lakonisch: Wat wollt ihr eigentlich? Ich sollte Viper mitbringen, hier steht Viper drauf, also hab’ ich Viper mitgebracht, stimmt doch, oder?Genauso einfach war es für ihn, einer gewissen Einladung in der Stadt nachzukommen. Er meinte: Da hat jemand gesagt, Komm in, boy. Und dat hab ich dann auch gemacht. Hat auch nur 50 pence gekostet!
Wolle O. (*1962)
Sommerlager im Brexbachtal
... als der Käpt’n mit seiner Truppe (Sippe Fuchs) in Dänemark unterwegs war, hatte ich hier die Küche übernommen. Einen Tag gab’s morgens kein Frühstück. Was war los? – Sämtliche Küchen-Utensilien angefangen mit Töpfen, Kellen, Pfannen, Schneebesen u.s.w., alles war verschwunden. Man hatte alles schön säuberlich an Turm und Tor aufgehängt oder hochgezogen!
Erwin L. (*1954)
Radtour der Sippe Fuchs durch Dänemark
Wir hatten die Fahrt bei der Niag (Heinz E.) klar gemacht. Unsere Rundzelte waren schon unterwegs nach Frederekshaven in Nordjütland, und wir fuhren ab Duisburg mit dem Zug, Fahrräder und Karre im Waggon bis Neumünster. Hier mussten wir umsteigen. Beim Verladen war uns hier ein Karrenrad verbogen, so dass wir während des Aufenthaltes ein neues besorgen mussten. Dann ging’s weiter im überfüllten Zug bis Kolding. Von hier aus ging es mit dem Fahrrad über Billund quer durch Dänemark Björringbro, Alborg, Frederekshaven nach Albeck.Die Standfestigkeit einiger Pfadfinder wurde auf der Tour durch Dänemark auf eine harte Probe gestellt, denn die Drahtesel, mit Gepäck für 3 Wochen bestückt, weigerten sich des öfteren, ihren Besitzer zu tragen. Bei einem kurzen halt, die Füße locker auf den Boden gestellt stiegen sie ohne Vorwarnung vorne hoch und entzogen sich so dem Hinterteil des Fahrers. Dieser fand sich dann oft am Boden wieder. Ralf S. hingegen machte Bekanntschaft mit einem Straßengraben als er sich an einen Straßenbegrenzungspfahl anlehnte und dieser langsam nach gab. Ralf entschwand samt Fahrrad im Graben.
Andrea K. (* 1971)
Bei einem Gerangel in Dänemark kam die Kapuze des Regenzeugs von André F. zu Schaden, worauf er mir seinen Teller an den Kopf war, was eine Platzwunde zur Folge hatte.
Bernd M. (*1969)
Im Lager Albeck haben wir uns 14 Tage auf die faule Haut gelegt. Die eine Woche quer durch Dänemark hatte uns doch ordentlich geschlaucht. Wir sind eigentlich nur aus dem Zelt gekrochen, um morgens Brötchen zu holen, zum Essen oder um zur Toilette zu gehen. Lagerkoller gab es auch einmal, was eine Keilerei zur Folge hatte. Ein Magazin (ich glaube, es war der Playboy) – jeder wollte ihn haben. Da ging’s rund....!
Jochen F. (* 1969)
Survival of a Scout – Erinnerungen
Als noch unerfahrener, junger Mensch von gerade 14 Lenzen begab sich unser Survival Trupp auf eine Erkundungstour in die Nähe von Walbeck. Erst später sollten wir erfahren, dass dieses Wochenende uns prägen würde für den Rest unseres Lebens. Aufgrund widriger Umstände erreichten wir unseren Bestimmungsort erst bei Anbruch der Dunkelheit. Die scheinbar verlassene Einöde wurde nur durch das Flackern der Lagerfeuer erhellt; gespenstische Schatten geisterten umher. Wir waren aber nicht allein; Gleichgesinnte, die ebenfalls auf der Suche nach der Bestimmung ihres Lebens an diesen Ort gesandt worden waren, widmeten sich bereits den Vorbereitungen ihrer Prüfung. Bevor wir uns ebenfalls diesen Dingen zuwenden konnten, musste für eine wetterfeste Behausung gesorgt werden. Die mitgeführten Zelte wurden eilends errichtet, doch die fehlende Erfahrung im Umgang mit dem Zeltaufbau in der Nacht ließen nur eine mangelhafte Arbeit zu. Am nächsten Morgen zeigte sich dann das gesamte Ausmaß unseres kläglichen Versuchs, eine wetterbeständige Unterkunft zu errichten. Nicht nur, dass unsere unbekannten Mitstreiter uns mit einem hämischen Lächeln bedachten, auch unsere Ausrüstung hatte unter dem in der Nacht einsetzenden Regen gelitten, da wir dummerweise beim Aufbau des Zeltes die Öffnung nicht geschlossen und somit für ein Zelt mit Durchzugsmöglichkeiten gesorgt hatten. Nach der Einnahme eines kargen Mahles begannen wir mit der Erforschung der Wildnis. Schon nach wenigen Meilen hatten wir eine Begegnung der unheimlichen Art. Eine riesige Schlange, schätzungsweise 5 Ellen eines erwachsenen Mannes lang, glitt direkt auf uns zu. Vor Angst wie gelähmt, verharrten wir im Gebüsch. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich die Schlange allerdings als ein schon in die ewigen Jagdgründe eingegangenes Kriechtier, welches uns nicht mehr gefährlich werden konnte. Wir erholten uns schnell von unserem Schreck und brachten unsere Beute unter lautem Triumpfgeheul ins Lager. Ernüchternd war allerdings das Urteil unseres Käptn; lediglich eine Blindschleiche hatten wir erbeutet, die auch noch völlig ungefährlich war, zumindest in unseren Breitengraden.Nach weiteren Erkundungen der Einöde versammelten wir uns abends am Lagerfeuer, um über unsere Heldentaten zu singen. Wer dann in der Dunkelheit den Fehler beging, und den Abort aufsuchte, der hatte meist ein böses Erwachen. Dieser Ort befand sich in einem Stall, den der Bauer für seine Schweine errichtet hatte. Diese verfügten über einen gewissen Luxus, was dem Örtchen indes völlig fehlte. Der Weg zum hölzernen Thron, wie ihn die Eingeborenen hierzulande nannten, erwies sich als überaus schwierig. Rechts und links des Weges befanden sich Gräben, die einen erwachsenen Mann zu Fall bringen konnten. Hatte man endlich sein Ziel erreicht, konnte man sich eines grunzenden Publikums gewiss sein.Rückblickend bin ich noch heute dankbar für das karge und einfache Leben, das ich in meiner Jugend führen durfte. So weiß ich heute eine feste Behausung, ein reiches Mahl und viele Dinge der Zivilisation durchaus zu schätzen.
GARFIELD
1985
Ostern in Uxbridge, England
Irgendwann war das Englische Entsorgungssystem überfordert, was bedeutet, dass alle Toiletten verstopft waren. Vor dem Haus war die Sickergrube bis oben hin gefüllt. Sehr viel Spaß machte es dann, die Jungpfadfinder über die geöffnete Sickergrube zu halten. Irgendwann kam dann Rover Andreas M. aus dem Haus gerannt, um die Pfadfinder davon abzuhalten, die Jufis zu ärgern. Nur, dass wir sie über die Sickergrube gehalten haben, bekam er gar nicht mit. Dies hatte dann zur Folge, dass er, auch wegen seines hohen Tempos, nicht mehr rechtzeitig stoppen konnte und anstelle der Jungpfadfinder in der Sickergrube verschwand.
Stefan D. (*1969)
Die Wölflingsmeute “Idefix”
Jetzt stand ich da. Der Stamm hatte Nachwuchssorgen. Eine Wölflingsgruppe fehlte noch. Ich eine Akela! Ich war unsicher, dachte, das kannst du als Quereinsteiger doch gar nicht, du warst doch nie ein Wölfling. Nach vergeblichen Versuchen, auf der Erfahrung von irgendwelchen Leuten aufbauen zu können (Akela Verführt ganz im pfadfinderischen Sinne: “Fang an und finde deinen eigenen Weg!”) las ich mich durch Wolles historische DPSG Wölflingsliteratur – in die ich mich aber irgendwie nicht so richtig einfühlen konnte. Dann sprang ich ins kalte Wasser, schrieb Artikel für diverse Zeitungen und warb um Wölflinge. Und irgendwann leitete ich tatsächlich meine erste Wölflingsgruppenstunde mit 3 Jungs Edward A., Paul H. und Thomas B. (die übrigens alle bis zum Roveralter dabeigeblieben sind). Wenige Wochen später waren es schon 10. Die Wölflinge gaben sich in einem feierlichen Akt selbst den Namen “Wölflingsmeute Idefix”, weil wir klein, aber so pfiffig und flink sind wie der Hund von Obelix. Wolle hat uns dann unser Wölflingstotem geschnitzt und es entstanden 3 Rudel mit Wolfs-Wimpeln in grün: Jagdwölfe, schwarz: Schwarze Panther und blau. Thomas M. und Melanie G. führten zu der Zeit noch eine zweite Meute aus Jungen und Mädchen, die im Jahr 1989 in die Wölflingsmeute “Idefix” überging.Ich habe vieles ausprobiert, schließlich meinen eigenen Weg gefunden und auch die alten Bücher besser verstanden. Seither habe ich als Akela mit meinen jeweiligen Teamkollegen und –kolleginnen tolle Gruppenstunden, Aktionen und Fahrten erlebt. Die interessantesten Themen waren u.a. die Bienen, der Erdboden, die Saurier, die Entstehung des Rades, die Wölfe und... und.... und... Wir haben in Moers den wirklich einzigartigen “Baloo-Tanz der Moerser Wölflingsmeute Idefix” kreiert, der die Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit der Idefixe noch etwas unterstreicht und die Inhalte unserer Wölflingsarbeit deutlich macht. Vieles im Verlauf der Jahre war einfach richtig stressig aber alles einmalig in seiner Art, und es macht trotzdem oder gerade wegen der ständig wechselnden Herausforderungen immer noch Spaß.Zusammen mit unseren Wös habe ich gelernt, Hemmungen und Ängste zu überwunden, Neues zu entdecken und auszuprobieren und Fehler zu machen. Ich habe viel über das Wesen und die Seele von Kindern gelernt, dass man immer wieder falsch beurteilen kann und deshalb jedes Kind unvoreingenommen und ganz neu kennen lernen muss; dass es sehr schwer ist, gerecht zu sein, kein Kind sympathischer als das andere zu finden, einfühlsam mit jedem einzelnen umzugehen und Fähigkeiten und Schwächen (sowohl eigene als auch die der Kinder) sinnvoll in die Gruppe einzubringen; dass es ungeheuer wichtig ist, die eigenen Reaktionen und Handlungen auch nach so langer Gruppenleiter-Tätigkeit immer wieder kritisch zu hinterfragen. Das Leben in unserer Stammesgemeinschaft hat mir vieles beigebracht; in meiner Arbeit als Leiterin versuche ich wie so viele andere von uns, etwas davon an Kinder weiterzugeben und so vielleicht mit dazu beizutragen, “die Welt ein bisschen besser zurückzulassen als wir sie vorgefunden haben” (Abschiedsbrief von Sir Robert Baden-Powell).
Ulrike B.-O. (*1954)
1986
Beim Tanz in den Mai haben wir mit vereinten Kräften Maria S. die Zirkuszeltstange hinaufklettern lassen. Zu den Klängen von Dschingis Khan häbben we so gedanzt, dat de Piere ut de Boden gekropen sin!
Karl-Heinz L. (*1939)
Pfingsten – Pfadfinder Bezirkslager in Straelen
Mit Käpt’n, Stefan D., Niels D., Tobias E., Karsten S., Jochen F., André F., Olaf K., Andrea K., Gerhild H., Uli S., Bernd M. und anderen. Wir erinnern uns an die glorreichen Siege der Sippe Fuchs bei der Lagerolympiade. Wieso es am Ende hieß, dass die Moerser Pfadfinder im nächsten Jahr nicht mehr mitfahren sollten, ist den oben genannten Personen schleierhaft. Wir haben getreu dem Leitspruch gehandelt: Ohne Fleisch kein Preisch!
Es war abgemacht worden, dass jeder Pfadfindertruppe des Bezirks Fleisch mitbringen sollte, zu einem gemeinsamen Mittagessen. Einige Gruppen haben dann ihr Fleisch nicht abgeliefert, ich weiß nicht, warum, jedenfalls haben sie keinen Gulasch zum Essen bekommen sondern mussten ihr rohes Fleisch wieder mit nach Hause nehmen.
Olaf K. (* 1969)
Stammes-Pfingstlager
Es war ein mehr oder weniger sonniger Freitag Nachmittag, die Vögel zwitscherten und der Sommer hielt langsam Einzug als wir just ins Zeltlager nach Hochkamer fuhren. Als ich im Lager eintraf, waren unsere sehr komfortablen Hauszelte schon errichtet, also brauchte ich mich nur noch einer Wochenend-WG anzuschließen. Ich entschloss mich, für ein Zelt direkt neben der Küche, in dem offensichtlich schon ein Plätzchen frei gehalten war. Meine Mit-WG’s waren mein bester Freund Thomas, Mutter Uschilein und unser gar nicht wegzudenkender Lagerleiter Michael E., kurz Elfi genannt.Nachdem ich mein Nachtschränkchen eingeräumt hatte und mein Wasserbett mit wertvoller radioaktiver Hochkamer Luft in Form gebracht hatte, sah ich mir das Lager an. Es war alles sehr hübsch, wir hatten sogar eine ganz niedliche Toilette. Sie war nicht groß, aber man hatte sogar fließendes Wasser, wenn man sich vorher einen Eimer davon mitnahm. Sie lag auch direkt in der Nähe, man musste nur bis zum nächsten Bauern laufen. Und dann die D-Waschgelegenheit - wie man sieht, alles vorhanden – die hatte allerdings einen anderen Haken. Wenn man morgens mit drei Leuten auf den Holzpaletten stand, war die ganze Angelegenheit so wackelig, dass man aufpassen musste, dass man beim Zähneputzen nicht in die Zinkwanne fiel.Nach den üblichen, freundlichen Begrüßungsfloskeln (nur für Harte) inspizierte ich das Küchenzelt, welches sich noch zum beliebtesten Aufenthaltsort des ganzen Lagers entpuppen sollte. Zum Abendbrot war Tee angesagt, wozu wir die wohlige Wärme des Gasofens benötigten. Thomas ergriff auch sogleich ein Feuerli, aber Technik und Männer lassen sich nicht immer unter einen Hut bringen. Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch zeigte Andrea ihm dann, wie denn so was funktioniert. Nach einem ausgedehnten Abendbrot folgte eine Abendrunde, bei der Elfi, unser Lagerleiter, uns genau einzuprägen versuchte, welche Zeiten im Lager einzuhalten waren. Wie sich herausstellte, war er allerdings anderen Vorschlägen auch nicht abgeneigt, so dass nach ca. 10 Minuten auch die letzten Klarheiten beseitigt waren. Anschließend traf sich die gehobene Runde im Küchenzelt. Der nächste Punkt, der uns auffiel, war dass wir anscheinend nicht genug Gläser und Tassen mitgenommen hatten, denn Uschilein verteilte einen seltsamen Hagebuttentee, den wir mit fünf Leuten aus der Suppenkelle tranken. Ich hätte schwören können, da war Alkohol drin, aber auf mich hört ja keiner.Am ersten Abend stellen wir auch fest, dass sich eine sonderbare Waffe unter uns befand, dessen Schüsse man aber nicht hören konnte. Diese Waffe begleitete uns durchs ganze Pfingstlager, in ihrem Gefolge befand sich ein fliegender Rollbraten, der die Eigenschaft hatte, ab und an zu blinken oder ein weißes Hemd zu tragen.Als wir uns schließlich in unsere Zelte begaben, führten wir noch einige Diskussionen über unsere Schlafgewohnheiten. Das war sehr interessant, denn dabei erfuhr ich, dass Thomas seine Ohrringe nachts immer herausnimmt und dass er nie mit Socken schläft. Außerdem ist es besser, wenn man die Decke direkt auf die Luma legt, anstatt sich damit zuzudecken. So hat doch jeder seine besonderen Schlafgewohnheiten.Es ist jetzt 8.40 h, also mitten in der Nacht, aber im Lager wird es langsam laut. Scheußlich! Ich will zwar nicht, aber ich muss. Also erhebe ich mein müdes Haupt. Jedenfalls hatte ich das vor, doch Eiderdaus, mein Kopf lässt sich nur noch zu einer Seite drehen. Ach wie nett, mit meinem Rundumblick ist es jetzt also schon aus. Oh, mein Nacken!!Nach einer mehr oder weniger ausgiebigen Morgentoilette geht es dann ans Frühstück, Uschilein hat sogar Eier gekocht und gar nicht mal schlecht. Am Kaffee hat sich Elfi versucht, ich glaube, ihm war gar nicht gut; er sah so blass aus. Ich meine nicht Elfi sondern den Kaffee. Nach dem Frühstück ging’s unter den Bannermast, denn die Fahnen wollten schließlich auch etwas von dem schönen Wetter sehen, bevor sie wieder eingezogen wurden. Dann sind Elfi, Uschi und ich nach Moers gefahren, denn das Leiterteam muss ja sauber sein. Frisch geduscht und mit neuer Fönfrisur ging es dann zurück ins Lager. Auf dem Speiseplan für Mittags stand Erbsensuppe. Während dieses Tages machten wir dann auch die Entdeckung, dass der Bauer auf seinem Hof eine riesige braune Bestie hielt, die an einer langen Kette die ach so niedliche Toilette zu bewachen schien. Diese Tatsache veranlasste Uschilein dazu, folglich diesen Ort nicht mehr allein aufzusuchen, wobei der andere den Hund abzulenken hatte. Und nach Einbruch der Dunkelheit pflegten wir sowieso ganz auf diese Einrichtung zu verzichten. Das soll aber nicht heißen, dass wir uns von da an alleine in die Büsche schlugen, denn der Mensch ist bekanntlich ein Herdentier und unser Anführer war Uschilein. Am späten Nachmittag trafen dann Kiki und Sabi ein, die von uns schon heiß erwartet wurden, denn uns gingen langsam die dummen Sprüche aus. Nachdem sie ihr Zelt bezogen hatten, fuhren Sabi, Uschilein und ich mal wieder nach Moers, weil man noch eine Klampfe benötigte. Wie man uns kennt, verlief auch das nicht glatt, denn auf halben Weg fiel unserem Fahrer ein, dass der Haustürschlüssel noch bei Kiki im Küchenzelt war. Beim zweiten Anlauf schafften wir es aber, bis Moers durchzufahren. In der Wohnung angekommen, wurde erst einmal das Bad bestaunt mit der reizenden Toilette. Wieder im Lager gab es Gegrilltes, welches der Käpt’n in der Zwischenzeit vorbereitet hatte.Nach einigen Litern Maibowle, den üblichen Boris Becker Witzen und einem schiffsfahrenden Chinesen aus Menzelen zerbröselte sich auch diese Runde langsam. Übrig blieben ein paar Hartnäckige, die auf den nächtlichen Besuch einiger frommer Herren aus der Nachbarschaft warteten. Durch diverse Dinge verunsichert, meinte Elfi auch deren Ankunft zu vernehmen, was ihn dazu hinriss, es Uschilein mitzuteilen. “Uschi, - , Uschi!” – “Jaaa” – “Es geht los!” Dieser doch recht seltsame Ausruf veranlasste eine unerklärliche Heiterkeit. Bevor ich zum zweiten Male im Lager einschlummerte, näherte sich noch ein unbeleuchtetes Fahrzeug, das seltsamerweise Elfis Kennzeichen trug, komisch.Als ich an diesem Morgen erwachte, stellte Elfi ganz nüchtern fest, dass er was an den Augen hatte, denn er konnte mir angeblich nicht ins Gesicht sehen. Nach der morgendlichen Wascherei, ging es zum Frühstück. Diesmal kochte Elfi uns die Frühstückseier und wir entdeckten an ihm ein ungeahntes Talent. Er besaß nämlich die fabelhafte Fähigkeit, ein normales Hühnerei in nur drei Minuten steinhart zu kochen. Wenn man mal überlegt, wie viel Energie sich damit sparen lässt. Nachdem wir das Banner begrüßt hatten, gingen wir so langsam die alljährliche alljährliche Chinesenrallye an. Dabei stellte sich heraus, dass ein paar Rover ein Fahrrad nicht von ihren Füßen unterscheiden konnten, was uns doch zu denken geben sollte. Was wollen uns diese Dinge sagen?Das Problem lag eigentlich nur darin, dass die Gruppen folglich schneller an den Posten waren, als die Posten selber, was uns aber nicht verunsichern sollte. Als uns das klar wurde, waren schon zwei Gruppen gestartet und Thomas und ich, wir waren noch immer im Lager. In ungeahnter Eile, welche wir sonst gar nicht gewohnt sind, sprangen wir auf die Räder und versuchten, zu retten, was noch zu retten war. Wir legten unseren eigenen Rekord auf die Matte, sprich Feldweg und wunderten uns, dass wir keiner Gruppe begegneten. Auch an unserem Posten schien noch keiner gewesen zu sein, aber das nahmen wir gar nicht so ernst. Als nach einer Stunde immer noch keiner zu sehen war, wurden wir doch stutzig, die mussten sich alle verfahren haben, die armen Kinder. Da, plötzlich zwei Räder, aber warum nur zwei, die Gruppen waren doch immer zu dritt gestartet. Gerhild und Christine näherten sich unserem Posten auf dem Parkplatz. Wir mussten ihnen erst mal schonend beibringen, dass sie ihren dritten Mann verloren hatten, was ihnen anscheinend noch gar nicht aufgefallen war.Als wir dann einen Blick auf ihre Zettel mit der Wegbeschreibung warfen, blieb unser Blick an einem eingetragenen Posten hängen, der so seltsam aussah. Es gab dafür nur eine Erklärung, unser Posten war gar nicht eingetragen worden und an einem anderen Posten standen keine Leute. Daraufhin brachen wir unseren Standort ab und schlossen uns den beiden als seelische Unterstützung an. Unterwegs trafen wir Birgit und Bettina, dessen dritter Mann ebenfalls auf unerklärliche Art und Weise verschwunden sein musste, wir hätten sie gleich alle zu zweit losschicken sollen.Endlich wieder im Lager, stellte Posten Thomas den Gruppen seine Fragen. Vielleicht sollten wir die nächste Chinesenrallye gleich auf das Zeltlager beschränken. Zum Mittag gab es Erbsen mit Möhren, Kartoffeln und Fleisch. Auf Uschis Teller hatte sich eine große Fliege mit ihrem Fleisch zugedeckt. Es gab also auch Fleischrationen unter der Hand. Warum Uschilein ihren Teller dann nicht leer essen wollte, verstehe ich auch nicht, dabei könnte ich schwören, Elfi wollte ihr nur etwas extra zukommen lassen. Bestimmt!Als der Kaplan dann eintraf, begaben wir uns zur heiligen Messe, die teilweise gar nicht so heilig war und bei der der Kaplan den Jungen versuchte, beizubringen, dass sie uns Frauen als gleichberechtigt anerkennen sollten. Mein Reden!Vor der Messe allerdings rückte der Käpt’n mit zwei großen Bomben an. Bevor wir uns in die Gräben schmeißen wollten, merkten wir aber, dass sie als Aufbewahrungsort für Vanille- und Erdbeereiscreme dienten. Worauf wir das dann doch unterließen und uns mit ihrem Inhalt beschäftigten. Nach dem Eisgemampfe und der Messe wurde vor dem Küchenzelt relaxt, wie immer. Nach dem Abendbrot kam ein kleines silbernes Auto, wessen Herrchen der fliegende Götterbote war, und das auf den Namen Daihutzo hörte. Mit anderen Worten, Andreas kam mit Mamas Auto. Nach der Abendrunde, die ich an diesem Abend nur mit Hilfe eines “Gettostöpsels” sprich “Workman” überlebte, fuhren einige in ein benachbartes Lager, um ein paar freundliche Worte mit ihnen zu wechseln. Als sie dann so kurz vor zwölf wieder im Lager eintrafen, wurde es spannend. Es wurde ein Angriffsheer zusammengestellt, welches das eben besuchte Lager überfallen sollte. Mit zwei Fahrzeugen brachen sie dann auf. Einige wenige blieben im Küchenzelt zurück, unter denen befanden sich Melanie, Thomas, Uschilein, meine Mädchen und ich. Wir hörten Radio mit einer immensen Antenne, die jeder nicht Eingeweihte für einen Mixer halten konnte, aber das war eben nur etwas für Insider. Unsere Helden wurden mit fetter Beute so gegen zwei Uhr zurückerwartet.Um zwanzig nach drei vernahmen wir das Geräusch eines herannahenden Wagens. Doch statt der Jubelschreie hörten wir nur unterdrücktes Wehklagen. Sie hatten uns noch nicht mal einen Mestaken zum Füße warm rubbeln mitgebracht. Im Nu verwandelte sich das Küchenzelt in ein Lazarett und ich kam mir vor wie im Krieg mit den ganzen Verletzten. Einen hatte es ganz schwer zerbröselt, der sich nachher im Zelt nur unter Wehklagen in seinen hellblauen Schlafanzug winden konnte und am liebsten aufgegeben hätte. Aber was uns nicht tötet, härtet ab. Der nächste Morgen: Für mich ein letztes Mal der Balanceakt auf den Holzpaletten und zum letzten Male Elfis drei Minuten Eier. Nachdem ich das Lager verlassen hatte, kehrte Ruhe und Frieden ein und es begann ein langer Tag in der Sonne. Vom vielen Sonnen und Wenden trugen doch einige rote Stellen davon, welche aber mit Wasser und Seife nicht wegzukriegen waren. In der letzten Nacht wurde ihnen dann der Brotvorrat geklaut, welches ihnen dann am Dienstag frische Brötchen bescherte. Das war mal wieder ein Pfingstlager, wie schon so viele vorher, aber:
Ein Pfingstlager ohne Wölflinge ist wie Weihnachten ohne Tannenbaum
Gut Pfad!!!
Elke W.
Sommerlager in Fredeburg, Friesland
Als ich neulich beim Käpt’n war und er mich bat, ein paar Zeilen zu Papier zu bringen, war ich sofort dabei. Was soll ich sagen, es war eine verdammt schöne Zeit, ob es in der Gruppe beim Käpt’n oder Wolle war. Besonders mein erstes Sommerlager in Fredeburg war unvergessen geblieben. Das erste Mal alleine im Urlaub!. Michael und ich in einem Zelt (zwei Chaoten zusammen). Na ja, und schon wurde ich ausgezeichnet! Ob man sich auf den Titel “Bewohner des chaotischsten Zeltes” zu sein, was einbilden kann, weiß ich nicht. – Da war auch die Zeit, wo ich mich in der Küche breit gemacht habe. Ich hab dann gelernt wie schnell der Käpt’n so sein kann, wenn er hinter Elve (Michael M.) und Co. her rannte oder wie weit Kellen so fliegen können. Feuer gemacht wurde auch (jeden Abend ein bisschen höher).
Stefan L. (*1971)
An das Fredeburg Lager erinnere ich mich gut. Feuerteufel Wölli (Ralf W.) machte völlig fasziniert das Lagerfeuer jeden Abend ein bisschen höher. Als er aus alten Munitionskisten vom Lagerbesitzer dann mal einen Kamin gebaut hatte, der unheimlich gut zog, waren die Flammen meterhoch. In diesem Lager wurde ich “Kohtenfräulein” genannt. Ich hatte eine Kohte für mich alleine und weil ich in Seeg 1980 darunter im strömenden Regen begraben worden war, ging ich täglich mehrmals drumherum, um sicherzustellen, dass alles 100%ig fest stand. Schließlich war die Trampelspur deutlich zu erkennen.In der letzten Nacht schliefen wir alle in unserer neuen Jurte. Wolle, Jörg R., Stoffel W., Pit K. und Markus K. kamen ganz spät in der Nacht ins Lager zurück. Sie konnten sich vor Lachen nicht halten und nicht aufhören. Immer, wenn ich dachte, jetzt kann ich endlich weiterschlafen und vorsichtig hochguckte, blickte ich in Jörgs Gesicht, der daraufhin wieder losprustete und schließlich unter größter Luftnot und mit strampelnden Beinen auch noch quiekend vom Feldbett fiel. Was war passiert: Die Jungs waren wie viele andere abends an die See gefahren, um dort schwimmen zu gehen. Weil nirgendwo Wasser war (die berühmte Ebbe), fuhren sie völlig frustriert ins Lager. Auf dem Weg kamen sie in ein Kaff, in dem Schützenfest war und überall Fahnen hingen. Einige davon sollten in Stammesbesitz übergehen. Pit hielt derweil sein Auto irgendwo an und wartete auf die anderen. Die Jungs überquerten gerade eine mit Bäumen gesäumte Allee. Es war stockdunkel. Da kam ein Auto. Also mussten die Jungs ganz schnell von der Straßenmitte verschwinden. Ostfriesland, flaches Land, breite Bundesstraßen mit eigentlich überall gut ausgebauten breiten Fahrrad- und Fußwegen. Jedenfalls dachte Wolle, das sei die Regel. Er wollte ganz elegant auf der linken Seite vom Fahrradrand über den Grünstreifen auf den Fahrradweg springen und sprang los. Aber das schwarze breite Band, das eigentlich ein Fahrradweg sein sollte – wie überall und auf der anderen Seite auch – erwies sich als tiefer Graben, in dem Wolle ziemlich unsanft und kopfüber landete. Als er mit Kletten übersät nach oben guckte, blickte er in die Gesichter von Stoffel und Jörg, die vor Lachen auf den Bäuchen lagen. Der Anblick als Wolle urplötzlich vom Fahrradweg verschluckt wurde, hatte sie einfach umgeworfen.
Ulrike B.-O. (*1954)
Wir haben die Selim in Bremerhafen besucht und den Marinehafen in Wilhelmshafen, durchwanderten den Friesischen Urwald und machten eine Stammeswanderung von Russland nach Amerika, die ca. 6 km lang war. Es gab für jeden eine Urkunde. Der Versuch, im friesischen Meer zu baden, fiel ins Wasser. Die Truppe musste wieder abgeholt werden: EBBE!In Fredeburg gab es eine Disco die 2x in der Woche, freitags und samstags geöffnet hatte. Für die Jugend um Fredeburg war es das einzige Lokal dieser Art. Unsere Pfadfinder 16/17 Jahre alt, bettelten so lange bis das Leiterteam es erlaubte, die Disco zu besuchen. Was das Dollste aber war, dass sich der Käpt’n breit schlagen ließ, mit zu gehen, was natürlich nicht sein Ding war. Einige Leiter und der Käpt’n und auch ich haben uns dann fein gemacht und gingen mit. Die Bude war gerammelt voll, aber wir haben noch einen Tisch bekommen. Die Musik war laut und die Jungs saßen vor ihren Colas mit stierem Blick auf die Tanzfläche und bekamen den Hintern nicht hoch. So verstrich die Zeit, ohne dass sich die Pfadfinder aufgerappelt und die Tanzfläche betreten hätten. Die Lageruhr zeigte 2.30 Uhr, und der Käpt’n sagte, dass es nun genug sei, da ja sowieso nicht getanzt würde. Aber plötzlich, aus unerklärlichen Gründen, stürzten alle auf die Tanzfläche und bewegten sich wie die Weltmeister. Die Erklärung war, dass es, wie sie sagten, endlich ihre Musik wäre, wo sie schon die ganze Zeit drauf gewartet hätten. Es half aber alles nichts, das Vergnügen war zu Ende und die Schlafsäcke warteten schon.
Heidrun F.
Wir hatten vor, abends die Disco in Fredeburg zu besuchen und überprüften die hierzu benötigen Fußbekleidungen. Niels stellte dann fest, dass seine Treter einen nicht besonders guten Geruch absonderten. Daraufhin stellten auch wir fest, dass wir auch nicht besser dran waren. Die Erklärung für dieses Phänomen war: Wir waren immer mit nackten Füßen darin unterwegs gewesen. Wir holten uns dann aus der Küche heißes Wasser und badeten unsere Elbkähne darin, mit großem Erfolg. Nur bei Niels hat es nicht geklappt. Er hat seine Treter sofort verbrannt.
Bernd M. (*1969)
Warum heißt Michael M. “Elve”
Weil er als Wölfling die Geschichte von den Elvetritsches, die in den Bäumen leben, glaubte und eines Nachts losging, um sie zu fangen.
Abzelten September in Sevelen / Eine Wölflingsgeschichte
Nachtwanderung ohne Taschenlampen – nur flüsternde Unterhaltung erlaubt. Ein Maisfeld. Wölfling Harry wispert: “Eigentlich müsste man auf so einer Nachtwanderung ja Gruselgeschichten erzählen. – Pause – Stellt euch mal vor, hier würde jetzt ein Brontosaurus aus dem Feld kommen. Empörter Protest allenthalben, er solle sofort mit solchen Geschichten aufhören.Gerade in dem Moment bleiben Akela Ulrike und Mitleiter Markus stehen und diskutieren etwas abseits leise miteinander. Natürlich haben Wölflinge spitze Ohren und so steht fest: Wir haben uns verlaufen. Was jetzt? “Und ausgerechnet hier”, meint Akela, “wo schon mal einem fast was passiert sei.” Auf das Drängen der Kinder rückt sie dann auch mit der Geschichte heraus:Der Friedel Prante, der war früher hier Stammesführer und hat auch für uns gekocht. Der ist auch mal nachts allein hier vorbeigegangen. Plötzlich sah er aus den Augenwinkeln eine riesige schattenhafte Gestalt aus dem Feld auf sich zustürzen. Da ist er gerannt, so schnell er konnte. Am Ende seiner Kraft kam er im Lager an. Da musste er erst mal einen riesig starken Kaffee trinken, um sich wieder zu erholen. – So war das damals, und wer’s nicht glaubt, könne selbst beim Friedel nachfragen, sagt Akela.Leider gab es auf dem Rückweg nicht genügend Leiterhände für alle Wölflinge. Am Wegrand hockende Gestalten und gruselige Geräusche machten den Weg auch nicht einfacher. Als dann plötzlich kurz vor dem Lager mit Riesengebrüll dunkle Gestalten über die Gruppe herfiel, rannten alle vor Panik schreiend auseinander, erkannten aber bald die Pfadis und Rover aus dem Lager.
Ulrike B.-O. (*1954)
1987
Sommerlager im Harz
Wir hatten im Harz sehr viele Regentage. Die geschlüpften Frösche, Millionen an der Zahl, hüpften durchs Lager den Berg hoch. Besonders die Küche hatte unter dieser Invasion zu leiden, denn so manches Fröschlein landete unter oder in einem Topf. Zwei hat man sogar in der Quarkspeise gefunden.Zu einer Fahrt zu einem Erlebnis-Park musste unser Bulli im 1. Gang eine Steigung, die bestimmt über 15 Grad lag, hoch nach St. Andreasberg hinauf. Er hat es geschafft, mit viel Glück. Oben angekommen, steht da ein Stop-Schild, wir wollten es einfach nicht sehen. Hätten wir gehalten, wir wären den Berg wieder hinunter gerollt, wir hatten ja auch noch Leute im Wagen.
Thomas M. (*1965)
Sommerlager Brexbachtal
Bei einer kleinen Rangelei stieß Wölfling Thomas B. mit dem Oberschenkel an die Kiste und fing sofort an zu weinen. Sein Mückenstich täte so weh. Akela sah sich die Sache an: Ein dickes Geschwür. Ab ging’s mit Jörg R. ins Krankenhaus. Nach der Untersuchung meinte der Arzt, das Geschwür müsse nur noch einmal kurz aufgebohrt werden und bat die zwei ins Wartezimmer. In dem Moment kam ein Arbeiter mit einer Hilti-Bohrmaschine vorbei und fragte, wo er denn jetzt bohren solle. Thomas B. geriet umgehend in Panik. Er war so außer sich, dass die Nonnen es nicht schafften, ihn zu beruhigen. Erst als Jörg die Sache tatkräftig in die Hand nahm, konnte Thomas davon überzeugt werden, dass die Hilti nicht für seine Behandlung gedacht war.
Ulrike B.-O. (*1954)
.... Schön war es auch immer, wenn (ja, wenn ich nur noch wüsste, wie er hieß) der Hund vom Wolle durchs ganze Zeltlager ging, um zu kontrollieren ob auch alle da waren. Unvergesslich bleibt es auch für mich als “ich weiß nicht mehr, wie er hieß”, in sein Schnitzel biss und dieses eindeutig für zu scharf fand, es dann unter dem Wasserhahn abwaschen wollte. Er wedelte mit der Hand unter dem Wasserstrahl hin und her, was o.g. Hund als eindeutige Einladung empfand, nun sein Abendessen einzunehmen. (Der Hund hieß übrigens Eggy. Der, dem er das Schnitzel klaute, war Jens W. - Anmerkung des Lektorats)
Stefan L. (*1972)
750 Jahre Berlin/Jamborette 1987
Mit dem Bezirk sind wir zur Jamborette nach Berlin gefahren. Dieses internationale Lager stand auf dem Maifeld neben dem Olympia Stadion. Wir besuchten das Ista-Sportfest und ganz Berlin.
Thomas M. (*1965)
Bei der Jamborette in Berlin sind wir mit der U-Bahn Richtung Brandenburger Tor gefahren, und Niels D. musste plötzlich zur Toilette. Er hatte Durchfall und raste an einer Haltestelle aus dem Zug. Stunden später haben wir ihn wiedergetroffen.Jochen F. und ich hatten uns eine Melone gekauft. Im Lager hätten wir wohl nichts oder wenig davon abbekommen. So gingen wir einen Umweg, um die Frucht zu verzehren. Als wir die Melone dann aufschnitten, war die Enttäuschung groß: Die Schöne war durch und durch faul!!
Bernd M. (*1969)
1988
Intercamp in Sennelager / Pfingstlager in Hochkamer
Die Wölflinge waren auf Wochenendlager gefahren, und der Kurat kam am Samstagabend zum Lagergottesdienst.Es war dunkel, das Lagerfeuer spendete Licht und Wärme. In froher Runde sangen und beteten wir.Das Evangelium für diesen Gottesdienst war das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, und auf die Frage des Kuraten, wer denn den Inhalt dieses Gleichnisses kenne, antwortete ein Wölfling, wie aus der Pistole geschossen: “Das ist doch die Geschichte, wo Jesus einen anderen total zusammen geschlagen hat”. – Stille – Glucksen – erlöstes Lachen.
Pfarrer Heinz Schulz (*1958)
Trupplager des Jufi-Trupp “Gemse” in Woutershof (Belgien) -Frühjahr
Diesmal fuhren wir wieder einmal mit unserer befreundeten amerikanischen Pfadfindergruppe aus Rheinberg zum Zelten. Das Ziel war ein Pfadfinderzeltplatz in Belgien. Dort sollten wir zusammen mit ca. 300 anderen Pfadfindern ein spannungsgeladenes Wochenende erleben, denn nicht umsonst lautete das Lagermotto :“Disaster in a Banana- Republic” - also Katastrophenalarm in einem Entwicklungsland”. Die Pfadfinder sollen unter Beweis stellen, dass sie mit einfachen Mitteln und ihren erlernten Fertigkeiten Menschen in Not geeignete Hilfe leisten können.Dazu mussten die Trupps verschiedene Aufgaben erfüllen, z. B. Erstellen einer großen Brücke über einen Fluss , diverse eigene Lagerbauten, Erste Hilfe und Orientierung im Gelände. Man konnte schon nach kurzer Zeit viele interessante, und hervorragende Bauten bewundern; da zeigte sich der amerikanische Pioniergeist.Leider traf das aber auch auf das Essen zu. Ron Price, seines Zeichens “Scoutmaster” der Amis zauberte des morgens echte “Pancakes” (Übersetzung Wolle: “Holzkohle mit Ahornsirup”). Aber damit nicht genug, denn Abends wurden die unverzichtbaren Cerealien, Marshmallows, Biscuits, Cheeseballs, Dr.Pepper-Limo...und...und...und... kistenweise an's Feuer gezerrt. Wer sich daran erinnern kann, dem fällt auch die tagelang folgende Verstopfung ein. Verdauen, wenn man es so nennen konnte, wurde dann im Schlafsack in den “Kröten”, d.h. Kohtenbahnen wurden einzeln aufgebaut.Nach tollen Tagen und klammen Nächten chauffierte uns dann ein Bus der Amerikaner zurück nach Moers.
Alf B. (*1973)
Sommerlager in Schönwald, Schwarzwald
Es sollte die letzte Fahrt unseres alten VW-Bulli gewesen sein, der noch einen Tag vor der Fahrt einen anderen Motor eingebaut bekam, weil der andere sich in Rauch aufgelöst hatte.In Schönwald hatten wir keine Toiletten zur Verfügung, so mussten wir vorgefertigte Häuschen aufbauen und mit Chemo-Klosetts bestücken. Unsere Elektro-Gas-Dusche kam hier zum Einsatz. Ich sollte irgendwann mal die Jungpfadfinder am Titisee abholen, die eine Wanderung unternommen hatten, und freute mich schon darauf, den Titisee bei Tageslicht zu bewundern. Mein Pech; denn nachts kam der Anruf, dass ich die Jungs abholen solle, da sie keinen Fuß mehr vor Erschöpfung vor den anderen setzen konnten.Unser Gastgeber, Bauer Duffner, besaß in der Nähe des Lagers einen alten Bauernhof aus dem Jahre 1618, der immer fließendes Wasser hatte. Im Gebäude, einem Fachwerk, war keine Fliege zu sehen, die, so wie er sagte, durch die Räucherkammer, die mindestens 10 cm dicke Rauchrückstände an den Wänden hatte, dieses vereitelte. Wir wurden zu einem kleinen Imbiss eingeladen, zu echtem Schwarzwälder Schinkenspeck, Schwarzwurst, Leberwurst und selbstgebackenem Brot. Aber bevor es zur Sache ging, wurde der Riesentisch mit Kirschwasser übergossen und mit einem blau-weißen Handtuch abgerieben. Messer, Gabeln und Brettchen ging’s genauso und wurden keimfrei gemacht. Wir haben nur noch gestaunt! Und der Imbiss? Klasse! Kirschwasser auch!
Heinz Koopmann (*1940)
1989
Der neue Bulli
Nachdem unser alter VW-Bulli verschrottet worden war, haben wir uns eine andere Mühle besorgen müssen. In Essen haben wir einen Margarine Transporter aus dem Oldenburgischen, bei einem Onkel von Andreas B. gekauft. Der Mercedes 307 D bekam Fenster und auch Sitze, sogar eine Anhänger-Kupplung. Der Bulli fuhr erst richtig, wenn er voll bepackt war.
Kornettlager Brexbachtal, Frühjahr
An diesem langen Wochenende im Mai stand eine Kornettschulung des Jufi-Trupps an. Wolfgang O. füllte seinen Passat bis unters Dach und schaffte es noch, einen großen Hund und die zwei Jungpfadfinderkornetts Christoph und Alf zwischen dem Gepäck zu verstauen. Unsere Kohte bauten wir gegenüber des ersten Zeltplatzes auf, was uns schon bald einen tiefen Einblick in das Lagerleben eines hessischen Rovertrupps ermöglichen sollte.Die Kohte und der Küchenunterstand war schnell aufgebaut und es fehlte nur noch an Holz. Da die Hänge des Lagers bekanntermaßen abgegrast waren, entschied Wolle sich für eine andere Methode. In der Nähe des “Bergdorfs” Stromberg wurde Holz eingeschlagen. Bei den riesigen Mengen waren die paar Scheite, die im Kofferraum des Passat Platz fanden wirklich nur ein Klacks.Das Essen war eine Herausforderung, denn Wolle hatte sich ein paar ausgefallene Gerichte ausgedacht. Dafür schmeckte es dann, z.B. Tortillas, um so besser. Die anfallende Arbeitsunlust seiner Kornetts beseitigte Wolle dann mit einer “ausgeklügelten Spül- und Arbeitstherapie”.Doch nun zu den lustigen Ereignissen. Am morgen des zweiten Tages stellten wir fest, dass die Rover gegenüber mit ihren PKW unter Brüllen der Motoren einen Lagerparcours abfuhren. Das Rallyemotto lautete: “50 Meter Fegefeuer Brexbachtal”.Auch Christoph gab etwas zum Besten. Er zeigte eine frisch erlernte Choreographie seiner Mambo- und Lambada- Kenntnisse. Die Kommentare waren ergiebig und lassen sich unter dem Statement: “Was'n dat fürn bekloppter Sch...!” (Zitatgeber dem Autor bekannt) zusammenfassen. Weiter fanden noch “scouting skills” und Exkursionen in die nähere Umgebung statt.
Alf B. (*1973)
Sommerlager “Bla Sommer” in Dänemark
Auf dieses Lager hatte der Jufi- Trupp “Gemse” lange gewartet. Zwar hatten die jährlich zu Pfingsten stattfindenden “Intercamps” schon einen Geschmack für internationale Lager aufkommen lassen, aber angesichts von ca. 24.000 Pfadfindern aus 42 Ländern dieser Welt waren die Erwartungen hoch. Und sie wurden übertroffen.Mit dem Zug ging es in Duisburg los und schnell waren wir in Süd-Dänemark (Tinglev) angekommen. Zu Fuß ging es dann die restlichen Kilometer ins Lager. In den nächsten zwei Tagen entstand auf dem riesigen Gelände am Ufer eines großen Sees eine Zeltstadt mit den Ausmaße und Bewohnerzahlen einer Kleinstadt. Obwohl an alles gedacht war ( Post, Bank, Museen, Treffpunkten und Kaffees; Feuerwehr, Einkaufsläden ...und...und...und...), war alles rein pfadfinderisch. Gekocht wurde auf offenem Feuer in der Unterlagergemeinschaft von ca. 150 Personen. Wir fanden uns zusammen mit einer englischen, einer schwedischen und einer dänischen Gruppe. Gemeinsam bauten wir die Lagerbauten Tor, Bannermast, Sitzrunden und diverse Bauten für unsere Infrastruktur. Die Tage vergingen wie im Flug, aber es gab genug Zeit, zwischen den Programmpunkten wie Schmieden, Klettern, Segeln, Lagerradio, Pioneering, Hike...usw, viele Pfadfinder aus aller Welt kennen zu lernen.Natürlich gab es wieder besondere “Heiterkeiten” im Trupp. “Killer” ging uns immer wieder auf die Nerven und sein Verhalten wurde von Tag zu Tag dreister und schon fast gemeingefährlich. Deswegen schritt der Trupp ein und verpasste ihm einen neuen “Komplettanstrich” aus Speiseresten und alten Soßen. Nase und Ohren wurden u.a. mit Remoulade gefüllt. Eine Prise Pfeffer rundete die Sache ab. Nach einer zugestandenen dürftigen Waschung wurde “Killer” (er gab sich den Namen wirklich selber) in eine Plane gerollt, an's andere Lagerende verbracht und dort an einen Pfosten gebunden. Am Abend traf er dann, nahezu friedlich und einsichtig, wieder im Lager ein.Nach den schönen und ereignisreichen Tagen ging es mit unserer dänischen Partnergruppe in die Nähe von Kopenhagen. In der Woche dort besuchten wir u.a. Roskilde mit seinem berühmten Wikinger-Museum, die Glashütte Holmegard und die Hauptstadt Kopenhagen. Wir genossen das schöne Wetter und die kameradschaftliche Betreuung durch die Dänen.Leider hieß es irgendwann Abends “Abschied nehmen” und ein Nachtzug brachte uns zurück nach Duisburg.
Alf B. (*1973)
Ich erinnere mich gern an mein erstes Bla Sommer: Eine tolle Kirmes war am Sonntag aufgebaut, mit Schaukeln, Karussells und anderen Geräten nur aus Stämmen und Seilen. Man konnte während des Lagers seine eigenen Forellen räuchern, weben und spinnen. Beeindruckend war das Wikingerschiff, das auch eine von den Aktivitäten darstellte und mit dem man auf dem See herumfahren konnte. Das Schiff war von den dänischen Pfadfindern selbst nach alter Weise gebaut worden. Hierzu passt Klein Haitabu mit mehreren verschiedenen Wikingerhäusern, das ebenfalls von den dänischen Pfadfindern auf dem Lagergelände erbaut worden war. Eine Aktivität war es, mitzuhelfen, ein neues Haus zu errichten.
Es war einmal in Sevelen in den 80’igern....
Käpt’n war mit seinen Pfadfindern /Rovern in Sevelen zelten. Wolle, Jörg R., Pit K., Stoffel W., und auch Elve waren auf einer Fete. Es war schon ziemlich spät und die Jungs trafen so in den frühen Morgenstunden am Zeltplatz ein. Bekanntlich war der Zaun drumherum wie ein löcheriger Käse. Alle wussten, Käpt’n schläft in der Küche (im Steinhaus), die Blagen in der Kiste. Daraufhin wurde erst mal die Kiste flachgelegt. Die Kinder merkten zunächst nichts. Jörg kroch in die Küche, weil alle Hunger hatten. Eigentlich ist man ja in der Höhle des Löwen am sichersten. Mittlerweile rumorte es aber draußen. Käpt’n wurde wach und stand von seiner Liege auf. Jörg war schnell unter den Tisch gekrochen und hatte Glück: Käpt’n sah ihn nicht. Die anderen entkamen durch die bekannte riesengroße Zaunlücke hinten am Lager. Alle? Nein, einer nicht! Diplom Pfadfinder Michal M. verfehlte die 3m breite Lücke und hing im Zaun (zur Klarstellung: den Titel hat er sich einmal in Dänemark, Ostern 1979 selbst gegeben, s. Bericht). Er kam also nicht raus, selbst nicht nach den verzweifelten Versuchen der anderen, ihm die Richtung klarzumachen. Mittlerweile kam der Verfolgertrupp wutentbrannt, derweil Jörg noch unter seinem Tisch lag. Elve hat sich in der Not hinter einen Baum gestellt. Die Verfolger standen auf der anderen Seite des Baums und hielten Kriegsrat. Wolle und Co. lagen jenseits des Zauns im Gebüsch. Elve war bis dahin mucksmäuschenstill und die anderen hätten ihn nie bemerkt. Da zündete er sich eine Zigarette an, was ja bekanntlich nicht ohne Feuer und gewisse Geräusche abgeht, und dann hatten sie ihn natürlich. Elve bekam seine erste Abreibung und wurde zum Käpt’n geschleppt, um die zweite zu empfangen. Jörg lag immer noch unterm Tisch und hat sich selbst fast in die Hose gemacht. Wenn der Käpt’n ihn allein erwischt hätte, wäre es ihm sicher nicht gut gegangen. Bei Käpt’n steht auf Lebensmittel-Klau fast so was wie die Todesstrafe. Also konnte man ihn nicht hängen lassen. Die anderen haben sich daher geoutet und um schön Wetter gebeten. So ging dann alles noch mal gut aus.
Wolfgang O. (*1962)