Die Zeit von 1960-1969

 

1960

Sommerlager in Weeze

Dass das Sommerlager in Weeze mein Leben entscheidend beeinflusst hat, wäre vielleicht zuviel gesagt. Aber ein Ereignis von damals, an das sich auch andere erinnern müssten, ist nicht ganz spurlos an mir vorübergegangen.
Samstags direkt nach dem Frühstück war eine Wanderung für den ganzen Stamm geplant. Zwei Leute mussten als Wachen im Lager zurück bleiben und sollten das Mittagessen vorbereiten. Vielleicht habe ich mich ha auch freiwillig gemeldet, weil ich keinen Bock hatte, mitzulaufen Keine Ahnung. Ich erinnere mich auch nicht mehr, wer der andere war, der mit mir im Lager geblieben ist. Eines nur wusste ich später ganz genau: Ich hätte besser die Wanderung mitmachen sollen.
Die Jungens waren wohl schon eine ganze Weile unterwegs als die ersten Flämmchen unter dem Topf tanzten und sich eine dünne Rauchspirale in die Lüfte kringelte.
Bevor die Gruppe losmarschiert war, hatte Norbert B. uns noch mal eindringlich klar gemacht, dass sein ganzes Vertrauen darauf gerichtet war, bei Rückkehr der Meute ein fertiges Mittagessen vorzufinden. Mit seiner ganzen Häuptlingsautorität hatte er uns vergattert, uns ja nicht in der Zwischenzeit auf die faule Haut zu legen. Statt dessen sollten wir zusätzlich einen Holzvorrat anlegen für das Lagerfeuer am Abend. “Ist doch Ehrensache!” hatte ich ihm noch nachgerufen. Er sollte sehen, dass er sich auf uns verlassen kann. Das war mein heiliger Ernst. Denn auf die Ehre eines Pfadfinders kann man unerschütterlich bauen. Ein bisschen spekulierte ich natürlich auch darauf, dass damit meine Gute Tat für diesen Tag abgehakt sein müsste.
Um fern der Heimat in einem unbekannten Territorium ein ganzes Lager zu bewachen, da braucht es verlässliche Burschen. Wir kannten unsere Verantwortung und waren ganz sicher, die richtigen Leute dafür zu sein. Außerdem im nassen Wald ein Feuer in Gang zu halten, das schafften sicher nur wenige ohne mit dicken Rauchschwaden alle Lebewesen weit und breit zu verscheuchen und die Feuerwehren der umliegenden Ortschaften anzulocken. Wir hatten echt Grund, selbstbewusst durch den Wald zu laufen. So schafften wir Holz ran mit hastendem Eifer und emsigen Fleiß, um Holz nachzulegen und die gefräßigen Flammen zu füttern.
Inzwischen war die Sonne durchgedrungen und an der Feuerstelle war es richtig heiß geworden. Als Pfadfinder mit Hoheitsaufgaben hatten wir natürlich die Kluft anbehalten, Ehrensache! Unsere Halstücher waren schweißnass und die Hemden durchgeweicht zum Auswringen. Nichts desto trotz: es ging uns verdammt gut an diesem Morgen. Und die Zeit verging wie im Flug.
Natürlich hatten wir zu keinem Zeitpunkt die Nudeln vergessen. Auch das Feuer ließen wir nicht aus den Augen. Nein, regelmäßige Kontrollblicke gaben uns einen Eindruck über die Lage. Das Feuer prasselte und das Wasser brodelte. Wir konnten zufriedener nicht sein.
Bis zum Mittagessen war wohl noch ein bisschen Zeit. Nein, wir dachten wirklich nicht daran, uns auf die faule Haut zu legen, hatten wir doch sozusagen unser Ehrenwort gegeben. Wir suchten deshalb nach einer ehrenvollen Beschäftigung und beschlossen, noch ein bisschen was für die bevorstehende Pfadfinderprüfung zu tun. Knoten konnte man schließlich nie genug üben. Mit Sorgfalt wählten wir also ein schattiges Plätzchen, um uns so richtig konzentrieren zu können. Und so übten wir und übten wir.
Jählings aber wurden wir an unsere ursprüngliche Aufgabe erinnert, als aus einiger Entfernung Geräusche wie Granatsplitter in unser Idyll einschlugen. Nein, Grölen will ich das nicht nennen, was da herüber fetzte, auch nicht Gebrüll. Mit ein bisschen Wohlwollen kann man durchaus behaupten, dass das so eine Art Singen war, was da allmählich lauter wurde: “Wir haben Hunger, Hunger, Hunger, ... “ Natürlich kannten wir diese Melodie und wussten, was das heißen würde, wenn gleich die ganze Meute ins Lager einfiel.
Also, jetzt schnell! Die Konservendosen mit dem Apfelmus im Vorratszelt zusammengesucht. Die Dosenöffner vom Feldbesteck raus und mit wenigen Griffen das Blech aufgeschlitzt, ohne Ausrutscher und Verspritzen! Wir waren eben super. Und dann rannten wir zur Feuerstelle, um feierlich den letzten Akt unserer Essensvorbereitung zu begehen, nämlich die Nudeln abzugießen. Sie mussten längst gut sein.
Aber schon beim Hinrennen bemerkten wir, was wir längst hätten früher merken müssen. Das ehemals lodernde Feuer war in aller Stille in einen friedlich rotglühenden Zustand übergegangen. Und schwarz kräuselnder Rauch entstieg mehr aus dem Topf als aus der Feuersglut. Was wir da schlagartig begriffen, trieb uns zur Abwechslung jetzt den kalten Schweiß in unsere Halstücher. Weder zum Nachdenken noch zu irgendeiner Reaktion blieb uns Zeit, weil die ersten Rückkehrer ins Lager gestürmt kamen.
Und dann überstürzten sich die Ereignisse, die ich in der richtigen Reihenfolge nicht mehr zusammenkriege. Während einige erst in ihre Zelte rasten, um die Kochgeschirre zu holen, rannten die Hungrigsten sofort an die Feuerstelle, um zu sehen, was es gab. Und dort brach der große Tumult los: Wütendes Geheule und tobendes Geschrei.
Norbert kannten wir als einen Mann, der auch in schwierigen Situationen seinen Humor behielt. Einen Moment lang versuchte er, zu einer nüchternen Einschätzung der Lage zu gelangen. Was er aber im Topf diagnostizieren konnte, das sah nicht nach Verzehrbarem aus: Das waren keine Maccaroni, nicht einmal Nudelbrei, auch kein getrocknetes Nudelbrot. Es war eine krustige Masse, eine Art Nudelklotz, an der Unterseite eher an Briketts erinnernd. Das Zeug ließ sich nur mit geschliffenen Werkzeugen und nur mit Kraft aus der Aluminiumhülle herausstemmen.
Die spontanen Versuche des Häuptlings, die Meute irgendwie noch zu disziplinieren oder sie wenigstens abzulenken, wichen schnell seiner eigenen Fassungslosigkeit. Es fiel ihm jetzt wirklich nichts mehr ein, und er konnte uns “Köche” beim besten Willen nicht mehr vor dem tosenden Volkszorn schützen. Vielleicht wollte er es auch nicht mehr.
Ich war von einer plötzlichen Lähmung befallen. Mein Beine wollten dem einig vernünftigen Gedanken nicht mehr gehorchen, nämlich los zu rennen und für immer im Wald zu verschwinden. Ich stand wie angewurzelt, ausgesetzt den erfindungsreichsten Schimpfkanonaden. Aber alle verbalen Attacken, die Kopfnüsse, Rippenstöße und Fußtritte waren für mich gar nichts. Nichts im Vergleich zu dem stummen, durchdringend vernichtenden Blick meines Lagerleiters. Er wollte nichts hören, keine Erklärung und keinerlei Entschuldigung, sondern verhängte als drakonische Buße: “Ihr macht sofort den Topf sauber!”
Wenn ich später nur in die Nähe einer Kochstelle kam, reagierten die Stammesbrüder mit Drohgebärden. Für mich selbst reichte allein das Wort “Makkaroni” lange Zeit, um in meinem Innersten dumpfe Versagensängste und ein unerklärliches Gefühl von Peinlichkeit zu aktivieren. Jahrelang reagierte ich noch mit Würgen und Hautausschlag, wenn ich Nudeln nur sah oder roch. Aber das habe ich einigermaßen weggesteckt, denn kein Mensch kann auch ohne Nudeln leben. Was nachhaltig schwierig für mich bleiben sollte, das war der Umgang mit Ehrenwort und Vertrauen. Lange habe ich mich gehütet, leichtsinnig “ehrenvolle” Aufgaben zu übernehmen und ich bin zurückhaltend geblieben mit meinem “Ehrenwort”.
Oder war es vielleicht doch gut für mich, in Weeze nicht mitgewandert zu sein?

Karl-Heinz P. (*1944)

 

1961

Sommerlager in Hamb Sonsbeck

Da die Trinkwasserstelle zu weit entfernt war, gruben wir einen Brunnen. In 2 m Tiefe hatten wir Wasser. Die Grube wurde abgestützt und ein Dreibaum mit Kurbel und Eimer aufgestellt. Das Wasser haben wir dann abgekocht.

Friedhelm R. (*1941)

Im Jugendheim an der Haagstraße hatten wir einen Zwillingsdrachen gebaut. 1,50 m x 2 m groß. Er wurde mit viel Schnur auf der Grafschafter Kampfbahn aufgelassen, höher noch als die Moerser Kirchtürme. Damals gab es noch keine Verbote der Höhe wegen. Es war schon eine Sensation, wenn über Moers ein Hubschrauber gesichtet wurde. Unser Drachen stand ruhig am Moerser Himmel, als plötzlich unsere Drachenschnur riss und der Drachen am Horizont in Richtung Steinschen verschwand und genau so schnell wieder am Himmel stand. Nach langem Suchen haben wir dann die Kordel, die sich in einem Maschendrahtzaun in der Hubertusstraße verheddert hatte, wieder gefunden. Einholen konnten wir den Drachen hier nicht, sondern gingen wieder zurück zum Sportplatz, immer die Haspel über die Telefonleitungen werfend, die es damals noch überall gab.

Aus einem Sippenbuch (Büffel)

 

1962

Sommerlager Dingden / Hamminkeln

Es war die erste Fahrt mit den Pfadfindern. Mit dem Fahrrad war ich noch nie so weit gefahren. Der Zeltplatz lag auf einer Waldlichtung. Neben der Küche war eine große Plane aufgebaut, die uns als Esszelt diente. Wenn wir damals auf Tour gingen, hatten wir immer große Marmeladeneimer mit. Unzählige Wespen, wohl vom Wohlgeruch der Marmelade angezogen, störten uns beim Essen. Es war nicht zum Aushalten.
Peter F., Frank E., Wölle van D. und ich – ich weiß nicht wer noch – fassten den Beschluss, den Wespen den Kampf anzusagen. Mit Spaten, Hacken und Stöcken bewaffnet gingen wir auf Wespennestsuche. Nach einer Weile hatten wir das Nest gefunden und begannen, die Löcher zu verschließen. Einer von uns schmiss seinen Spaten auf die am Boden liegende Hacke. Der dabei entstehende Knall war das Zeichen für die Wespen, uns anzugreifen. Sie erwischten uns überall. Besonders mich: in Nase und Augenbraue. Im Lager hat man uns dann von den Wespen befreit.
Geistergeschichten waren damals IN. So sah ich auch erstmals, dass nachts feuchte, morsche Birkenrinde leuchtet. – Auch den Überfall der Rover mit Norbert B., Thünn V., Günter L., Jupp S. und dem Mann mit dem viereckigen Kopf, Pommes Horst J., werde ich nie vergessen.

Hartmut P. (*1950)

Erinnerungen an Dingden habe ich auch noch.: Wir hatten in der Küche einen Feuertisch aus Holz, wo wir kochten. Das Geschrei, als die Wespen zugestochen hatten und die Nase und Augenbrauen von Hartmut dick anschwollen. Den Überfall der Rover, wobei ich Günter L. mit bloßen Händen vermöbelt habe.

Friedhelm E. (*1947)

Wir hatten eine Wanderung von Moers über Schaephuysen, Rheurdt nach Kamp gemacht, und übernachteten in einer Scheune an einer Rheurdter Kuhle. Bei einer Balgerei fiel unser Kompass ins Heu und wurde von einer Kuh verschlungen, es kann aber auch sein, dass eine Sau, die auch da war, den Kompass erwischt hat. Wir haben ihn jedenfalls nicht mehr wieder gefunden.

Friedhelm E. (*1947)

Zu einem anderen Wochenende hatten wir einen nagelneuen Hordentopf mitbekommen. Wir erhitzten unsere mitgebrachten Konserven im Wasser und dem geschlossenen Topf. Eine explodierende Dose hat dann unserem Hordentopf eine andere Form gegeben, und der Deckel wurde nur noch vom Bügel am Abflug ins All gehindert.

Friedhelm E. (*1947)

Ich sehe ihn noch heute stehen, am Kastell, so um halb zehn....
Ja, ich denke, viele von Euch haben bei dieser Zeile einen bestimmten Mann im Auge: Käpt’n Heinz Koopmann. – Anfang der sechziger Jahre, große Pause an der Kastellschule. Da stand er an der Mauer und hat locker mit uns geredet. Pfadfinder – hörte sich nicht schlecht an, kann man sich ja mal ansehen, was da so läuft.
Gruppennachmittag an der Haagstraße. Die halbe Schulklasse war vertreten. Locker gesellige Nachmittage verbunden mit Informationen, die uns als 9-10-jährige interessierten. Fahrtenmesser, Knotenlehre, Zelten, Lagerfeuer, Geländespiele – ja das war übrigens die Zeit als Pierre Brice den Winnetou spielte und Indianer wollten wir sowieso alle sein. Da passte das Pfadfinderleben ganz gut rein. Aber neben diesen Dingen hat man natürlich auch viel über Freundschaft und Kameradschaft gelernt.
Pfingstwochenende im Uedemer Bruch, natürlich im Zelt – oder das Sommerlager. Alle waren froh, wenn sie von ihren Eltern die 6o,- oder 70,- DM bekamen, um mitzufahren. Sauerland oder Eifel. Eine Wiese am Fluss – in etwas weiterer Entfernung das nächste Dorf. Das Lager wird aufgebaut – Platz fürs Lagerfeuer. Bäume fällen bzw. bereits gefällte nach Absprache mit dem Förster zur Gruppensitzgelegenheit um das Lagerfeuer gruppiert. Nachtwache als 10-jähriger am Lagerfeuer. Man fühlt sich unwohl – von vorne heiß, von hinten kalt und die Dunkelheit mit ihren Geräuschen im Hintergrund. Gottseidank – nach 2 Stunden die Ablösung; rein ins Zelt und den mittlerweile wieder kalten Schlafsack. Am nächsten Morgen – allgemeines Wecken. Waschen am kalten Fluss – na klasse – kurzer Fußmarsch über die nasse Wiese. Sinnigerweise lagen die Schlafzelte und die Küchenzelte immer getrennt – dazwischen die Wiese (ungemäht) zum Fußballspielen. Also morgens – nasse Füße (im nächsten Lager nehme ich Gummistiefel mit, aber wer denkt schon mitten im Sommer daran).
Heimweh? Manchmal schon, aber die Kumpels lenken einen ab. Geblieben sind mir eigentlich nur die schönen Erinnerungen, die ich um nichts in der Welt missen möchte. Fahrtenlieder haben wir natürlich gelernt und Käptn dirigierte gerne seinen Kanon. Schade, dass meine Jungs nie den richtigen Zugang zu meinen Pfadfindererinnerungen gekriegt haben – aber die Zeiten haben sich ja auch geändert. In diesem Sinne – Gut Pfad!

Sigi K. (*1952)

 

1963

Pfingstlager des Grafschafter Gaus in Sonsbeck/Hamb

In der Mitte des Lagerplatzes stand ein großer Bannermast noch ohne Fahnen. Vor dem Mast stand Wolfgang van D. und fixierte die Spitze so, dass Gaukurat Walter B., Gaufeldmeister Günter L., Minimax aus Hochheide und andere ihn dabei beobachten mussten. Diese machten ihm dann klar, dass dieser Mast wohl für ihn zu schwierig wäre, ihn zu erklettern. Nun wurde Wölle munter und druckste etwas herum und tat so, als wolle er raufklettern oder auch nicht. Man bot ihm eine Kiste Limo an, wenn er die Spitze erreichte, die Wölle aber ablehnte, da die Truppe mehr Leute hätte. Das Angebot wurde auf 2 Kästen erhöht, die dann mit einem Affentempo dem Grafschafter Gau abgeluchst wurden.

Friedhelm E. (*1947)

Sommerlager Vossenack/Eifel (Mesterenger Mühle)

Es war das letzte Lager, wo wir noch das Mittagessen auf Holz gekocht haben, immer dieses Warten auf das Brennholz! Der Lagerplatz lag in einem Tal, wo die Kall durchfloss. Eine Krümmung des Baches haben wir gestaut, und hatten so unsere eigene Badeanstalt, wenn es auch sehr kalt war. – An einem sehr heißen Tag brannte in einiger Entfernung der Hang worauf sich alles zum Löschen aufmachte, teils mit nackten Füßen und mit Spaten. Die Eifel konnte gerettet werden. Der Förster schickte noch 2 Kisten Limo zur Belohnung, da wir doch einige Brandwunden abbekommen hatten. Rolf musste leider nach Hause, da er einen Sonnenstich davon getragen hatte.
Kurat Norbert Brockhinke kam zu Besuch mit der Nachricht, dass Claus und ich ein Brüderchen bekommen hätten (Norbert). – In der Gaststube der Mesterenger Mühle wurde die Decke mit dicken Balken gehalten. Worauf geschrieben stand: “Hier hat ein Jäger so gelogen, dass sich der Balken hat gebogen.” – Als es wieder nach Hause ging, warnten wir das 500 Meter weiter liegende Zeltlager, ihre im Bach zur Kühlung stehenden Lebensmittel in Sicherheit zu bringen, da unser Staudamm gesprengt würde. Leider haben sie alle Warnungen in den Wind geschlagen.

Heinz E. (*1950)

 

1964

Sommerlager in Brün bei Olpe/Sauerland 1964

Weil einige Leiter von ihren Arbeitgebern keinen Urlaub bekommen hatten, fuhren wir mit den Hochheider Pfadfindern ins Sauerland. Mehrere mussten mit dem PKW in der Nacht nachfahren. Auf der Autobahn bei Leverkusen gerieten sie in einen Unfall, an dem 240 Wagen beteiligt waren. Gott sei Dank ist ihnen nichts passiert.
Ich weiß noch ganz genau, dass es beim Aufbau wie aus Kübeln gegossen. Ein Wunder, saß wir den Berg nicht runter geschwommen sind. – Wir haben zwar immer im Lager gut gegessen, aber in der Nähe gab es eine Gastwirtschaft namens “Wacker”. Von hier bekamen die Frikadellen den noch heute gebräuchlichen Namen “Wackersteine”. – Iwan K. hatte nach einer Hordenkeile den Verlust seiner Jeans zu beklagen. Die letzte Nacht wurde im Kuhstall verbracht, da die Zelte schon abgebaut waren, und es Kuhscheiße regnete.

Fritz B. (*1951)

Hier im Lager Brün habe ich das Reiten erlernt. Bei Maria ... so hieß sie, ein nettes Mädchen. Wir haben uns noch lange geschrieben. – Auch kann ich mich noch an eine Wanderung erinnern. Zur “Atta-Höhle”, die in die Hose ging, oder auch nicht. Als wir kamen, war Ruhetag. Dann ging’s wieder zurück, um die im Bau befindliche Bigge-Talsperre herum. Tief unten lagen die entvölkerten Dörfer und oben die neu erbauten Ortschaften.

Hartmut P. (*1950)

Rezept eines Hobbykoches

In einem Zeltlager sind immer viele hungrige Mäuler zu stopfen. Manchmal reichten die Einkaufsvorräte nicht. Dies traf einmal auch für die Nachspeise zu. In diesem Lager gab es fast jeden Tag Pudding. Renner war zu dieser Zeit Pudding, der auf kaltem Wege angerührt werden konnte. Doch eines Tages fand sich kein Puddingpulver mehr im Vorrat. Also musste welches gekauft werden, um einem Lageraufstand vorzubeugen. Einer erklärte sich bereit, Puddingpulver zu besorgen und auch einen Pudding zuzubereiten.
Freudestrahlend erschien er kurze Zeit später mit einer großen Tüte und bereitete den Pudding zu. Zufällig sah ich, wie er unter ständigem Rühren immer wieder neues Puddingpulver in den Milchtopf streute und vor sich hin schimpfte. Ich ging zu ihm, um mich nach seinem Problem zu erkundigen. “Der Pudding wird nicht steif!” sagte er, “Ich habe schon die doppelte Menge genommen wie angegeben ist.”
Ich sah mir das Puddingpaket näher an und stellte fest, dass dieser Pudding gekocht werden musste. “Na gut, dann koche ich den Pudding eben jetzt noch.” Trotz meiner Warnung, dass der Pudding dann nicht mehr genießbar sei, brachte er die Milch-Puddingmasse zum Kochen. Das Ergebnis war eine ungenießbare angebrannte Masse.
In diesem Jahr war Messer- und Beilwerfen auf Bäume in. An einigen Bäumen war schon die Rinde stark beschädigt, und wir suchten nach einer Möglichkeit, die beschädigte Rinde vor dem Förster zu verbergen. – Da kam uns der Pudding recht. Flugs wurde der Pudding an die Bäume geschmiert und mit einer Mischung von Erde und Tannennadeln bestrichen. So fand der Förster keinen beschädigten Baum, und wir hatten unseren ungenießbaren Pudding noch verwenden können.

Fritz F. (*1948)

 

1965

Pfingstlager in Weeze vom 05.06.-07.06.

Nach Aufbau zu Fronleichnam wurde Käptn’s Opel Rekord von Jungrovern entführt und in einer Kurve in Neukirchen-Vluyn gegen einen Baum gesetzt. 3 Mann verletzt – Baum beschädigt – Auto: Schrott.

Sommerlager in Winkel bei Gillenfeld/Vulkaneifel vom 24.07.-07.08.

Beeindruckend für mich war im Lager: Friedhelm’s Messer! Friedhelm E. hatte für damalige Verhältnisse ein neues teures Puma-Messer. Da konnte man mit Dosen öffnen, sägen, hacken Nägel einschlagen u.s.w.

Hermann-Ludger K. (*1953)

Gegen die Jungs von Winkel haben wir ein Fußballspiel gemacht. Wir waren sicher, dass wir das Spiel hoch gewinnen würden, denn wir hatten ja Peter T. im Tor, das konnte gar nicht schief gehen. Es hat alles nichts genutzt, wir haben vergeigt. Die alten Rover wie Thünn V. und Jupp S. waren zu Besuch. Beim Spielen hat sich Thünn den Fuß gebrochen, der dann eingegipst werden musste.
Nach einer Abendrunde habe ich meine Gitarre am Bannermast stehen lassen. In der Nacht hat es dann geregnet und meine Gitarre ist voll Wasser gelaufen.
In der Gaststätte Waldesruh hing ein Bild von einem röhrenden Hirsch, der uns animierte, des öfteren Brunftschreie auszustoßen.

Karl-Heinz S. (*1950)

Roverfahrt nach Winkel

Als Rover sind wir, Roland V., Karlchen K., Wilhelm H. und ich auf Radtour gegangen. Mit den Fahrrädern im Zug bis Köln und dann durch die Eifel, ohne Gangschaltung ein Vergnügen, die Berge hochschieben und hinunterrollen. Nach der ersten Woche haben wir uns dann im Sommerlager des Stammes in Winkel am Pulvermaar erholt. Nachdem unsere Kräfte wieder zurückgekehrt waren, ging es weiter durch die Vulkaneifel zurück bis Moers.

Friedhelm van M. (*1946)

 

1966

Sommerlager in Lenne/Sauerland vom 01.08.-16.08.

Als Gast in diesem Lager war Paulchen aus Gillenfeld-Winkel in der Vulkaneifel, wo wir letztes Jahr unser Lager hatten. Unwahrscheinlich Angst hatten wir immer, wenn wir auf den Donnerbalken mussten. Vor allem nachts, denn er lag etwas 10 Meter von einer Wildschwein-Suhle entfernt. In der Lenne beim Tauchen habe ich einmal hinter dem Wehr die Orientierung verloren, dass es mir ganz komisch wurde, obwohl das Wasser gar nicht so tief war.

Ulrich N. (*1954)

Bei einem Besuch eines Lagers kam ich an einer Feldküche vorbei, wo zwei Pfadfinder sich abmühten, einen Riesentopf Kartoffeln abzuschütten. Hilfsbereit, wie ich nun mal war, rief ich ihnen zu, dass ich ihnen helfen würde. Nun waren wir zu dritt und schütteten die Kartoffeln ab, …. Aber nur nicht so, wie ich mir das gedacht hatte, sie landeten auf dem Waldboden! “Ich mit meiner großen Klappe!” … hätte ich sie nur gehalten! So bin ich zum Mittagessen geblieben, wenn die Kartoffeln auch nicht besonders gut aussahen.

Hans-Günter L. (*1936)

Seltsame Geräusche

Viele Jahre ist es her! – Wieder einmal wurde ein Sommerlager unseres Pfadfinderstammes durchgeführt. Nach der Lagerolympiade erholten sich alle bei einem ausgiebigen Abendessen. Anschließend fand man sich ungezwungen zu der beliebten Singerrunde ein. Zu fortgeschrittener Stunde wurde dann das Lagerfeuer entzündet. Nach dem Lied “Guten Abend, gute Nacht” war dann für alle, außer den Nachtwachen, Bettruhe angesagt. Schnell fielen die meisten dann nach dem anstrengenden Tag in den wohlverdienten Schlaf.
Mitten in der Nacht erwachte in einem Zweimannzelt einer der Schläfer. Er hörte draußen seltsame Geräusche. Als er wacher wurde, hörte er ein Rascheln, das langsam näher kam. Dann war es wieder still. Plötzlich erfüllte ein Grunzen die Stille. Schnell weckte er seinen Zeltnachbarn: “He, wach auf, hörst du den Lärm dort draußen?” – “Was ist denn los?! Ich bin müde. Lass mich schlafen!” Er drehte sich schlaftrunken um und schlief weiter. Sein Nachbar hörte nun auch nichts mehr. Auch ihm fielen die Augen wieder zu.
Plötzlich schreckte er wieder hoch. Da war das Geräusch wieder. Es hörte sich an wie das Grunzen eines Wildschweins. Es konnte ja sein, denn schließlich war das Sauerland auch damals sehr wildreich. Er machte noch einmal den Versuch, seinen Nachbarn zu wecken. “Wach auf, ich glaube, draußen ist ein Wildschwein!” Dieser hörte es nun auch. Kerzengerade setzte er sich in seinem Schlafsack auf. – Was nun? Das Wildschwein könnte ja wirklich das Zelt einreißen. Guter Rat war teuer.
“Los wir müssen mal nachsehen! Nachher rennt die Wildsau das Zelt um. Die Nachtwache merkt auch nichts! Wahrscheinlich pennt die wieder mal!” Beide schlüpften nun in ihre Schuhe und griffen zur Taschenlampe. Leise öffneten sie den Zelteingang und steckten vorsichtig den Kopf heraus. Nichts war zu sehen. Plötzlich hörten sie das Grunzen wieder. Es kam hinter dem Zelt her. Mit bangem Herzen krochen sie aus dem Zelt und schalteten die Taschenlampe ein. – Nichts war zu sehen und zu hören. Vorsichtig schlichen sie hinter das Zelt. Auch hier war nichts zu sehen.
Plötzlich ein Rascheln, der Lichtkegel der Taschenlampe erfasste kein Wildschwein sondern – zwei Igel!

Fritz F. (*1948)

 

1967

Sommerlager in Gleierbrück, Saalhausen/Sauerland vom 28.07.-13.08.

Es war ein feucht-fröhliches Lager. Erstmals hatten wir ein Kochzelt. Das Gestänge entstand aber noch wegen Geldknappheit aus Besenstielen. Hier besuchte uns auch der Jugendwohlfahrtsausschuss der Stadt Moers, der uns mit Leckereien versorgte. Die S.-Jungens Holger, Lothar und Rüdiger sorgten dafür dass keine Langeweile aufkam.
Mit 6 oder 7 Mann gingen wir auf eine Wanderung zur Hohen Bracht. Friedhelm E., der die Wanderung geplant hatte, konnte leider nicht mit gehen, da er sich einen Virus eingefangen hatte. Ich weiß aber noch genau, dass Heinz E., Karl-Heinz S., Heinrich N., Ludger K., Fritz F. und natürlich ich mit dabei waren. Unterwegs überraschte uns ein Unwetter und ein barmherziger Bauer hat uns dann in der Scheune untergebracht. Anderntags kamen wir durch einen Weiler wo gerade eine Hochzeitsfeier stattfand und wo wir zum Festmahl eingeladen wurden. Anschließend haben wir auch hier in der Scheune übernachtet. Und weiter ging’s bei nassem Wetter. Auf einem Hang kam einer von uns ins Rutschen und dann ging’s abwärts. Ich glaube, es war Heinrich N., der anfing, lauthals zu lachen. Da ereilte ihn das Schicksal und er segelte selbst den Berg hinunter.
Leider mussten wir das Sommerlager 3 Tage vor Schluss abbrechen, die Regenfälle der letzten Tage waren doch zuviel für den Lagerplatz.

Hans-Gerd van T. (*1951)

Tief in der Nacht musste einmal der Käpt’n geweckt werden. Wir hatten 2 große Forellen gefangen , die um die Ecke gebracht und zubereitet werden sollten. Mit 10 Mann haben wir uns die Beute gut schmecken lassen.
Um den Angriff des CVJM-Lagers abzuwehren wurden Tannenzapfen in einer alten Badewanne eingeweicht.

Hartmut P. (*1950)

Im Sommerlager wurde uns eine Postkarte der Wanderer zugestellt, geschrieben von Ludscher: “Liebe Brüder” – Nach mühsamer Wanderung, die uns viel Schweiß und Kraft gekostet hat, kamen wir um 19.30 Uhr an der “Hohen Bracht” an. Die Türen waren schon verschlossen! Erst nach mehrmaligem Klopfen wurde uns geöffnet, so dass wir trinken und telefonieren konnten.

Lagerleitung 1967

Peter F., Ludscher K., Hartmut P. und ich sind anfangs des Lagers zum Dorf spaziert, um mal zu gucken, was da so los war. Natürlich hatten wir uns nicht abgemeldet. Am Ortseingang hat uns dann der Käpt’n abgefangen und uns den Kopf gerade gesetzt und erklärt, wenn wir uns nicht an die Spielregeln halten würden, bekämen wir `ne Briefmarke auf den Hintern geklebt und dann ging’s ab nach Hause.

Holger S. (*1953)

Auf der Flucht

Die ersten Zeltlager bestanden für mich im artigen Küchendienst unter der Oberaufsicht von Fritz, dem Rover, oberste Stufe der Pfadfinderei. Ihm gelang es quasi Erscheinung – er trug auch bei niederen Küchendiensten immer die Kluft aus dem Rüsthaus St. Georg in Verbund mit einer edlen grauen Kordknickerbockerhose – höhere Zeltlager-Lebensweisheiten zu vermitteln. Da schälte ich gern schäbige Kartoffeln und wusste mich weit entfernt von den groben Boshaftigkeiten der Lagerbanden wie den S., die mit dem edlen Pfadfindersein nichts am Hut hatten und die der Käpt’n in nicht enden wollender Geduld auf Besserung ihr Unwesen treiben ließ.
Jedenfalls konnten Fritzens guter Geist und unsere Industrie-Konservenküche nicht verhindern, dass nachts immer wieder einige im oder vor dem Zelt göbelten, da sie Mutters Kleinküchenfraß missten. Oft teilte ich mit diesen Indisponenten ein Zelt. Ich kann mich an ein Pfadfinderlager erinnern, bei dem ich wohl bis zu fünfmal zum Umzug gezwungen war: Dabei musste ich oftmals in noch abgewracktere Zelte ziehen und vor den dort hausenden Bewohnern die neue Notunterkunft regelrecht erbetteln (jeder verteidigte sein Loch). Ich ekelte mich zutiefst vor dem unausrottbaren Geruch des Halbverdauten – mein altes Domizil war durch ätzende Magensäure, oft verbunden mit den teerigen Ausdünstungen des abgebrannten Lagerfeuers, dem Muff poröser Gummiböden zumeist ausgedienter Zelte (diese wurden vor dem Aufbau immer verlost) oder der faulenden Feuchte des Strohs total kontaminiert – und ich somit immer auf der Flucht.
Seien wir ehrlich, im Zelt zu schlafen bereitet nicht nur mir bis heute ein einziges großes Unbehagen, aber im Grunde waren wohl fast alle damals Pfadfinder geworden, weil es keiner daheim aushalten konnte. Die Runde am Lagerfeuer war der einzige Ort, wo man sich einigermaßen zu Hause fühlte. Wie gern hätte ich nach abendlichem Liederschmettern in einem gut gefederten Hotelbett genächtigt.

Ulrich G. (*1954)

Rover Runde “Runde 67”

Die Runde 67 war damals in Moers ein Begriff, eine Jung-Rover Runde, die von Egon B. geleitet wurde. Die Aktivitäten reichten über Wochenendfahrten, Schwimmbadbesuchen, Kino und sogar Theaterbesuchen, die sich sehen lassen konnten. Die Bar im Keller des Don-Bosco-Heimes wurde von der Gruppe 67 ausgebaut. Als Egon wieder nach Wuppertal zurückging, haben wir ihn einmal mit meinem VW-Käfer besucht. In der Nähe der Müngstener Brücke hatten wir eine Reifenpanne und konnten den Wagenheber nicht finden, weil wir soviel Zeug mit hatten, so wurde der Wagen von den Rovern angehoben und das Rad gewechselt.

Karl-Heinz S. (*1950)

 

1968

Sommerlager in Siedlinghausen/Sauerland

Hier im schönen Sauerland haben wir wohl den höchsten Bannermast, der jemals in unseren Zeltlagern gestanden hat, aufgebaut. Wir haben den Mast mit dem Flaschezug und 200 m Seil gegen den Hang aufgezogen.
Es gab in diesem Lager auch etwas Unschönes: Unser Kurat Norbert Köster hatte die Angewohnheit, sich einfach eine Tasse zu nehmen, die ihm nicht gehörte. Er trank gerne Kaffee, stark mit viel Zucker und Milch. Eines Tages rächte sich einer, der seinen Becher nicht mehr finden konnte und spritzte Spüli kurzentschlossen in des Kuraten Kaffeetasse. Der hat vielleicht geschäumt!

Peter F. (*1952)

Ich kann mich noch erinnern, dass Fritz F. mit uns eine Nachtwanderung gemacht hat und im finsteren Wald uns Geistergeschichten erzählt hat.

Ulrich N. (*1954)

Der rote Kaplan

Wir waren Vortrupp und bauten die Zelte auf, Am Nachmittag hatte sich der Kaplan angekündigt. Zur Erfrischung brachte er einen Sack voll Kirschen mit. So saßen wir mit nacktem Oberkörper rund ums glimmende Feuer und spuckten die feuchten Kerne in die lodernden Scheite. Plötzlich ging ein Schuss daneben; der nächste traf den Kaplan. Von nun an gingen fast alle Geschosse auf den heiligen Mann nieder, weil er ein so schönes weißes Hemd anhatte und ein ideales Ziel darbot. Farbenfroh feuerte er alttestamentarisch belesen Kern um Kern zurück. Als er aufstand, hatte er sich in einen Fliegenpilz und wir uns in Rothäute verwandelt.

Ulrich G. (*1954)

Unser Kurat Norbert hatte einen großen Beutel Kirschen aus Moers mitgebracht. So kam es, wie es kommen musste: Kirschkernspucken und –flitschen war an der Tagesordnung. Angefangen hat damit der Kurat, und aus einem weißen Kuraten-Oberhemd wurde ein gesprenkeltes Kirschkern-Oberhemd. Gejammert hat er, aber nur wegen der Schelte seiner Haushälterin.

Peter T. (*1953)

Tomatensalat à la Siedlinghausen

Es war Sommer – Zeltlagerzeit – und wir machten uns auf, ins Sauerland nach Siedlinghausen. Ich habe mich schon immer für die Mitarbeit in der Küche interessiert, und so kam es, dass ich dem Lagerleiter Heinz Koopmann im Küchenzelt bei der Zubereitung des Mittagessens half. Was an diesem Tag gekocht wurde, ist mir entfallen und war sicherlich auch nicht so aufregend, dass ich es hätte behalten müssen. Aber .... den Tomatensalat à la Siedlinghausen, den habe ich nicht vergessen!
Folgendes passierte an diesem Tag: 2 Kisten Tomaten waren geschnitten; etwas wenig für die gesamte Lagermeute. Noch mal losfahren war nicht drin, das Essen musste fertig werden. Da hatte Heinz die rettende Idee! “Peter, wir kochen die Eier hart und “hauen” die da noch rein. Dann wird es reichen.” Gesagt – getan. 30 Eier fanden sich in den Tomaten wieder. Ich war auf die Gesichter der Lagerteilnehmer gespannt. Was soll ich sagen; der Salat war ratz fatz weg. Also – ein Erfolg! Herzlichen Glückwunsch Heinz; die Idee war gut! Wir haben den Salat oft schon “nachgekocht”.
Rezeptvorschlag:

  • 10-12 Tomaten waschen und in Scheiben schneiden
  • 4-5 Eier hart kochen und in Scheiben schneiden
  • 3-4 Zwiebeln klein schneiden und dazugeben
  • alles in eine Schüssel geben und Salatmayonnaise oder Remoulade hinzugeben (Menge nach Geschmack), mit Salz und Pfeffer abschmecken
  • ggf. Kräuter , z.B. Schnittlauch o.ä. hinzugeben

Wer Spaß daran hat, möge es ausprobieren. Die Zutaten sind nur Anhaltspunkte – Phantasie ist gefragt!

Peter T. (*1953)

Erinnerungen einer Akela

Im Jahre 1968 wurde ich auf Wunsch von Kaplan Köster Akela im Stamm St. Josef Moers, obwohl die Stammesführung nicht ganz glücklich darüber war.
Ich war eigentlich, was die Pfadfinderei anging, ein ganz “unbeschriebenes Blatt”, kannte die Pfadfinder nur durch meinen Mann und unsere Freunde, die alle lange bei den Pfadfindern aktiv waren. Voller Freude und Elan stellte ich mich der Aufgabe. Der Kaplan war der Meinung, eine Mutter von zwei Söhnen könnte schon so eine Wölflingsgruppe aufbauen, und er behielt Recht. Die erste Gruppenstunde hielt ich mit meinen Söhnen und deren drei Freunden ab. Im Laufe der nächsten 6 Monate waren wir schon 12 Wölflinge, der eine brachte immer noch mal einen oder jemanden mit. Es gibt aus dieser Zeit viel Schönes zu berichten, aber das alles würde fast ein Buch füllen.
Eine Geschichte aber ist mir besonders in guter Erinnerung geblieben. Zu Nikolaus fuhren wir, der ganze Stamm – aber meine Wölflinge und ich zum ersten Mal – in die Jugendherberge Krefeld-Hülserbruch. Es war ein klirrend kalter Wintertag, die Schlafräume ohne Heizung, alle Fensterscheiben voller Eisblumen, kaltes Wasser aus allen Hähnen – nur im Essraum bullerte ein großer Kohleofen.
Am Abend kam der Nikolaus. Die “Kleinen” voller Erwartung und Respekt vor dem heiligen Mann und seinem Knecht Ruprecht (Jupp S. und Thünn V.). Die “Großen” hatten viel zu lachen, weil sie die beiden Gestalten viel zu gut kannten. Wir machten noch viele lustige Spiele, um uns schön warm zu halten. Aber irgendwann ging es in unsere Eiskammer zum Schlafen oder zu so was “Ähnlichem”. Unser Schlafraum war ganz oben in der Dachschräge und nur über eine Außenleiter zu erreichen.
Meine 12 Wölflinge und ich lagen alle warm eingepackt in Schlafsäcken und dicken Trainingsanzügen. Es wurden noch ein paar Schauergeschichten erzählt, noch getuschelt und gelacht und endlich eingeschlafen. Plötzlich, weit nach 24 Uhr, Getrampel und Gelächter, und alle waren mit einem Schlag wieder wach. Sollten etwas die Geister kommen? Es waren die großen Geister, damals schon Rover, die über uns alle hinwegmussten, um in ihr Schlafzimmer zu kommen, das neben unserem lag. Ich lag im geliehenen Trainingsanzug von meinem Vater, und welch ein Zufall, gerade über mir rutsche ihnen die halbe Flasche Wein aus und lief mir in den Kragen. Meine Wölflinge alle mit Geschrei auf die Großen los; sie mussten ja ihre nasse und schimpfende Akela verteidigen. Aus war es mit der schönen Nachtruhe, ich wurde getröstet und war sehr stolz auf meine Jungen.
Das Schlimme war, dass der Wein wohl nicht so hochprozentig war, denn mein Anzugkragen gefror ganz schnell und ich hatte eine Eispackung im Nacken. Ersatz zum Umziehen hatte damals noch niemand – was heute sicher anders wäre.
Am Morgen beim Frühstück, erzählten die Wölflinge dann alles dem Käpt’n und das Donnerwetter war gewaltig. Zum Mittagessen kamen ganz zerknirschte Rover mit einem großen Blumenstrauß, um sich zu entschuldigen. Meine Wölflinge hatten einen Riesenspaß, denn sie bekamen noch eine Portion Süßes extra.
Eigentlich, so sagte ich damals, hätte ich den Wein ja lieber getrunken als den Rest der Nacht bei Kälte auch noch den Geruch auszuhalten. Aber mir tat es auch schon wieder leid, dass die Rover ihr knappes Taschengeld für Blumen ausgeben mussten. Na, vielleicht war da ja auch ein Sponsor!!
Es gäbe noch viele schöne Geschichten zu erzählen!
Vom Pfingstlager im Üdemerbruch, vom Sommerlager in Neuenheerse und Asseln, vom “Schlammlager” in Siegburg-Seligenthal, von den schönen Sommern auf Texel, von Sandseife, von Heimweh und dem Jungen, der nur Leberwurst von Rötges aß und zum schnellsten Nutella-Brot-Esser in Asseln wurde. Vom Heimweh und von Teddybären im Koffer, von Porky im Hordentopf, aber das würde alles viel zu lang werden. Vielleicht sehen wir, meine Wölflinge und ich, uns mal wieder, dann gäbe es viel zu erzählen.
Als ich nach 6 Jahren meine Gruppe in jüngere Hände gab (Irmgard O. und Beate van T.) hatten wir zwei komplette Fußballmannschaften Wölflinge. Ein kleiner Teil ist heute noch im Stamm.

Gisela V. (*1939)

 

1969

Sommerlager in Patersveen, Niederlande, vom 13.07.-08.08.

Wegen der Feuchtigkeit und dem hohen Grundwasserspiegel des Lagerplatzes Patersveen haben wir im Don-Bosco-Heim Holzböden für unsere Zelte gebaut. Die Firma Wachtendonk hat den Transport in die Niederlande gesponsert. Pech für uns war, dass wir den Diesel, den wir in Moers getankt hatten, bei der Rückfahrt an der Grenze noch verzollen mussten.
Peter F. und ich haben mit dem Moped eine Spritztour in die nähere Umgebung (ohne Erlaubnis) unternommen. Wir sind dabei erwischt worden. Spüldienst wurde unser Hobby!
Blacky K. hatte eine Mädchengruppe zu einem Umtrunk ins Restaurant eingeladen. Als es später ans Bezahlen ging, hatte er Schwierigkeiten. Es war doch mehr geworden, als er erwartet hatte. Der Wirt des Campingplatzes war froh, dass er uns hatte. Ihm war das Heineken Bier zuwider geworden. So orderte er, da er wusste, dass wir jeden Samstag Brot aus Moers gebracht bekamen, um das holländische Bums-Brot, welches aus Luft bestand, nicht essen zu müssen, ein Fässchen Diebels für ihn mit zu bringen.

Hermann-Ludger K. (*1953)

Mein Bruder Jürgen hatte sich im Sommerlager Patersveen in ein Maisje verliebt. Mit Erlaubnis der Lagerleitung durfte er dann mit den Eltern der Holländerin Eindhoven besuchen. Beim Besuch der Familie war ein Onkel da, der nicht besonders auf Deutsche zu sprechen war. Da war die Liebe schon dahin.

Ulrich N. (*1954)

Erinnerungen

Erinnerung ist schon ein verblüffendes Ding. Neulich, ich sitze in meinem Büro in Berlin, läutet mein Mobiltelephon, ich melde mich, die Stimme am anderen Ende muss nicht mehr als eine Silbe formen, da weiß ich schon, wer spricht, und mehr noch, ich fühle einen warmen Schwall von alten Gefühlen durch meinen Organismus huschen. Dieser melodisch melancholische Unterton, diese sanfte Heiterkeit bei aller Entschlossenheit und Kraft im Reden hat mich etliche Jahre meiner Jugend begleitet:
Vor meinem geistigen Auge stand der Käpt’n, wir hatten Aufstellung genommen hinter dem Don-Bosco-Heim in Moers, ein Feuer brannte, ich glaube, es ging um so etwas wie eine Vereidigung oder ein Gelöbnis, wir nannten es “Versprechen” oder so ähnlich. Wir waren in Uniform, ich war einer der jüngsten, trug graues Hemd und rotes Tuch, Jungpfadfinder also, die älteren trugen beige und blau. Zu denen wollte ich immer gehören, doch nicht nur Jahre lagen zwischen diesem Abend und meiner “Beförderung” zum echten Pfadfinder, sondern auch eine Reihe von “Proben” aus dem Jungpfadfinder-Probenheft (das ich übrigens am Abend nach dem Telefonat in einer jener vergessenen Kisten, die wohl jeder hat, suchte und tatsächlich fand).
Doch nun hatte ich zunächst ein anderes Problem: Ich stand ohne Knoten da, ohne dieses geflochtene Lederteil. Käpt’n wusste mir zu helfen. Er zog die kleine Lade aus einer Streichholzschachtel und schob die Hülle über mein Tuch. Das Feuer lodert, aber nun im Wald, so springt das Gedächtnis, nach Uedem?
Jedenfalls bin ich – in meiner Erinnerung – wieder einer der Kleinsten, wir singen, ein Zeltlager geht zu Ende, wir singen “Hohe Tannen” und “Nehmt Abschied Brüder”, mir kommen die Tränen, und noch jetzt, wo ich das schreibe, läuft es mir kalt über den Rücken. Ich höre die anderen singen, liege nun aber im Zelt, wir sind auf der Insel Texel, liege in dem kleinen Zelt, das ich mit Ulrich G. teile, und lese den ersten Roman meines Lebens, “Narziss und Goldmund” von Hermann Hesse.
Das Küchenzelt ist vom Sturm zerrissen (-Petersveen-), Fußballspiel auf der Weide, im Jugendhaus unweit unseres Lagers wohnt eine holländische Mädchengruppe aus Breda, abends auf der Bank knutsche ich mit einer Sommersprossigen, sie heißt Eaf (Eva) G., das habe ich so noch nicht erlebt.
Wer auf die FDJ, die Uniformen und Jugendweihen mit Fingern zeigt, hat nie solche Erlebnisse gehabt, nicht im Denken aber im Gedächtnis bleibend, Koopmann in meinem Ohr, am Telefon, der will was von mir, die Stimme, die Erinnerung, “schreib doch bitte eine kleine Geschichte auf” – das soll sie sein.

Dr. Jürgen N.