Gründungsphase und Nationalsozialismus

 

1932:

Der Stamm war inzwischen gewachsen: Heinz Sicking, Erich Rausch, Willi Balters, Hubert Schlieper, Claus und Heinz Eurich, Albert Wäscher, Karl und Hans Küppers, Josef und Rudi Lenz, Hans Spann, Heinz Verhoeven, Walter Ibold, Hans Sakowski und Walter Hartmann sind Namen, die mir noch im Gedächtnis sind.

Peter Feldkamp

Im Frühjahr 1932 zelteten wir an einem Wochenende auf dem Rayenerberg. Ein Unwetter ließ uns im Dorf Schutz suchen. Als der Regen aufhörte, gingen wir wieder auf den Berg, dabei stellten wir fest, dass uns ein Pfadfinder fehlte. Der aber lag unter dem zusammengebrochenen Zelt und hatte von dem Unwetter nichts bemerkt.

Walter Ibold (*1922)

 

1933:

Hans Fischer wird Landesfeldmeister des Bistums Münster.

Das Jahr 1933 war gekommen und es wurden schwere Zeiten für unseren Stamm. Hans Fischer ging gezwungenermaßen zum freiwilligen Arbeitsdienst und ich führte für ihn als Hilfsfeldmeister den Stamm weiter. Auch begleitete ich Hans oft auf seinen Reisen als Landesfeldmeister, wenn er sich freimachen konnte.

Peter Feldkamp

 

1934:

Ein Pfingstlager wurde in Nordbrouk und ein Sommerlager in Arnheim/Holland durchgeführt. Kurat Ignaz Heiermann wird Pastor in Rheine, neuer Kurat wird Kaplan Harmes.

Wir waren mit dem Fahrrad auf der Heimfahrt vom Pfingstlager und wussten, dass über Pfingsten in Scherpenberg Kirmes war. So fuhren wir über die Landstraße in Richtung Karlsplatz. Irgendjemand muss uns da verpfiffen haben, denn die Gestapo wartete schon auf uns und hat uns festgenommen. Die umstehenden Leute fingen an, auf die Polizei zu schimpfen, sie sollten uns in Ruhe lassen, da wir ihnen ja bestimmt nichts getan hätten. So sind wir noch einmal davongekommen.

Hans Spann (* 1922)

 

1935:

Im August, nachdem ich wegen Teilnahme an der Fronleichnamsprozession in Kluft von der Kriminalpolizei vorgeladen worden war, musste auch ich Abschied vom Stamm nehmen, da ich vom Arbeitsamt nach Abschluss meiner Bürolehre in die Landhilfe nach Schleswig-Holstein geschickt wurde. Die Verbindung zum Stamm blieb aber schriftlich über Albert Wäscher bestehen.
Heinz und Claus Eurich leiten nun den Stamm. In der Silvesternacht 36/37 habe ich noch eine Fahrt mit einigen Stammesangehörigen nach Nordbrouk mitgemacht.

Peter Feldkamp

Landesthing in Münster 25.4.1935

Die Kluft war schon verboten als wir zu Ostern nach Münster fuhren. Mit einem Bus, den die Duisburger Pfadfinder Bus besorgt hatten. Auf einer Anhöhe lag das Heim, worin wir bis Ostermontag untergebracht waren. Am Fuß der Anhöhe floss die Ems. Wir waren ungefähr 20 Pfadfinder aus Duisburg und Moers. Am Ostersonntag waren über 100 Pfadfinder aus dem Bistum Münster in Fuestrup versammelt.
Nachmittags kam Diözesanpräses Roth zum Landesthing. Diözesanpräses Roth und Landesfeldmeister Hans Fischer hielten eine kurze Ansprache. Am Abend saßen wir am Osterfeuer und sangen unsere Lieder. Die Heilige Messe wurde am Ostermontag morgens früh gefeiert, anschließend legten einige Pfadfinder vor einer Kapelle ihr Versprechen ab. Darunter auch Heini Eurich, Hans Spann, Theo Stapelmann, Erich Rausch und ich. (Peter Feldkamp bekam noch irgendeine Auszeichnung.)
Nachmittags fuhren die einzelnen Stämme getrennt nach Münster. Stamm für Stamm schlichen wir durch Münsters Straßen zum Bischofspalais. Auf dem Hof des Palais zogen wir wieder unsere Kluften an und die Banner wurden ausgerollt und dann warteten wir auf den Bischof.
Als der Bischof kam, begleitet von Diözesanpräses Roth, konnten wir genau sehen, dass er sich freute, so viele Jungen in Kluft zu sehen. Hans Fischer begrüßt den Bischof. Er spricht von der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg und von den Tagen, die wir in Fuestrup verbringen durften und von den Pfadfindern, die zur gleichen Zeit in Rom beim Heiligen Vater sind. Dann spricht der Bischof und segnet uns. Dann verabschiedet sich Seine Exzellenz Clemens August Graf von Galen .Dann wurden die Banner eingerollt, die Kluften versteckt und wir schlichen wieder durch die Straßen. Irgendwo stand dann der Bus und es ging wieder nach Moers.

Heinz Sicking (*1921)

 

1936:

Nach einer Kundgebung und einer Feier zu Ehren des heiligen Viktor in Xanten, wo wir ohne Kluft teilgenommen hatten, machten wir uns mit unseren Fahrrädern auf den Heimweg nach Moers. In einem Hohlweg hinter Birten, wurden wir von der Gestapo angehalten und kontrolliert. Alles, was sie bei uns fanden, haben sie uns abgenommen. Ich kann mich heute noch darüber ärgern, dass mein Affe, den mein Vater aus dem Krieg 14/18 mitgebracht hatte, auch weg war.

Hans Spann

 

1937:

Kurat Kaplan Harmes verlässt den Stamm, sein Nachfolger wird Kaplan Bernhard Krimphove aus Kleve. Die Landespfadfinderschaft des Bistum Münster wird von der Gestapo zwangsweise aufgelöst.

Heini Eurich und ich standen einmal vor unserem Heim an der Haagstraße. Plötzlich umringten uns viele Leute von der Hitlerjugend, um uns zu verprügeln. Wir haben furchtbare Angst bekommen. Dass uns aber nichts geschehen ist, ist nur einem glücklichen Zufall zu verdanken. Es waren zu viele Zeugen auf der Straße.

Heinz Sicking

Hans Spann hat mir einmal erzählt, wie die Gruppenstunden zu der Zeit im Haus in der Haagstraße abgehalten werden mussten: Unten im Erdgeschoss standen eine Billardplatte und eine Tischtennisplatte. Dort bewegten sich einige unauffällig gekleidete Leute und spielten. Oben auf dem Dach fanden derweil die Gruppenstunden statt,die Kluften wurden erst im Zimmer angezogen. Einer atte einen Bruder bei der Hitlerjugend im Bann Moers. Von dem bekamen sie Tipps, wenn etwas gegen die Pfadfinder geplant war.

Wolfgang

 

1938/39:

Von Hannover aus wird Hans Fischer Soldat, wurde in Stalingrad schwer verwundet und kam 1945 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Alle Pfadfinder des Stammes wurden zur Wehrmacht eingezogen, und viele sind gefallen für ein Regime, das sie nicht wollten.

Walter Ibold